Es war alles andere als eine Gala. Doch am Ende lief die Partie beim Leverkusener 2:1-Sieg in Berlin genau so, wie es der Double-Gewinner in seinen Planungen einkalkuliert hatte.
Leverkusen siegt ohne Glanz, aber kräfteschonend
Nein, auch Xabi Alonso wusste nicht, als er den Matchplan für die Partie bei Union Berlin entwarf, dass Florian Wirtz in der 71. Minute so eine Flanke schlagen würde. Hart auf den langen Pfosten, ohne Effet, aber punktgenau, so dass Patrik Schick, der seinem Gegenspieler Danilho Doekhi entwischt war, den Ball nur noch gegen seinen angespannten Oberkörper und von dort ins Tor prallen lassen musste. Der Siegtreffer für Bayer 04.
So wenig dieser Ablauf im Detail vorhersehbar war, so klar und eindeutig war der Leverkusener Erfolg an der Alten Försterei jedoch am Reißbrett entworfen worden. Musste Xabi Alonso doch aufgrund der vielen Ausfälle in den vergangenen Wochen wohl überlegt mit seinen Ressourcen umgehen. Gerade angesichts des am Dienstag anstehenden Pokal-Krachers im Achtelfinale beim FC Bayern München.
Xabi Alonsos Notfallplan greift
„Wir müssen effizient und kreativ sein in unseren Entscheidungen“, hatte Xabi Alonso schon vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Salzburg angesichts der Personalnot erklärt.“ Und nach dem 5:0-Erfolg ergänzt: „Im Moment können wir kein so hohes Risiko eingehen. Wir müssen effizient sein, wie wir unsere Energie nutzen.“
Und genau dies tat der Leverkusener Trainer in Berlin. Dort lieferte Bayer alles andere als eine Gala ab, gewann aber die Partie dennoch entsprechend Xabi Alonsos Notfallplan, als Joker Wirtz, der das Spiel direkt an sich riss, mit seinem Geniestreich Schick zu dessen Rekordtor und Bayer zum Sieg verhalf.
„Wir haben erwartet, dass wir hinten heraus mehr Punch haben können als sie.“ (Simon Rolfes)
„Wir haben erwartet, dass wir uns ins Spiel rein arbeiten müssen, aber auch hinten heraus mehr Dominanz ausstrahlen und mehr Räume kriegen, dass wir hinten heraus mehr Punch haben können als sie“, stellte Geschäftsführer Simon Rolfes nach dem dritten Sieg in Serie fest. Dieser Punch wurde durch den entscheidenden Doppelwechsel mit der Hereinnahme von Wirtz und dem argentinischen Weltmeister und Sechser Exequiel Palacios in der 58. Minute bewirkt, wäre aber fast gar nicht nötig gewesen, nachdem Bayer schnell durch Jeremie Frimpongs Treffer in der 2. Minute schon geführt hatte und Union offensiv gegen die neue formierte Viererkette des Double-Gewinners harmlos geblieben war.
Doch als der FC Union seine einzige Chance nach einer knappen halben Stunde zum Ausgleich nutzte und Bayer danach selbst kaum Torgefahr entwickelte, griff der Schachzug mit Wirtz und Palacios, den man beim Blick auf die Startelf bereits hatte erahnen können. Schließlich hatte Xabi Alonso gerade Wirtz schon wiederholt nicht nur in der Double-Saison als sofort auf Betriebstemperatur befindlichen Spielentscheider eingewechselt.
„Flo ist natürlich ein Gamechanger.“ (Xabi Alonso)
„Wir sind in einer Phase mit vielen Spielen. Natürlich sind wir eine bessere Mannschaft mit Flo auf dem Platz, aber wir müssen ihm helfen“, erklärte Xabi Alonso die Notwendigkeit einer Teil-Pause für den Topstar genauso wie dessen Joker-Einsatz: „Er ist natürlich ein Gamechanger. Von Anfang an oder von der Bank. Diesen Moment zu haben war wichtig. Gestern haben wir besprochen: Er kommt rein, wenn die Mannschaft ihn braucht. Er hat es sehr gut gemacht. Und jetzt geht es weiter.“
Nämlich am Dienstag im DFB-Pokal in München, wo Bayer 04 mit Wirtz und auch Palacios, der zuletzt ebenfalls in Bestform auftrumpfte, mit frischen Kräften am Projekt Titelverteidigung arbeiten kann. Mit dem Duo in der Startelf. Und mit der Hoffnung, dass Xabi Alonsos kühle Berechnung auch in der Allianz-Arena zum Erfolg führt.