Gegen Gladbach muss Trainer Kasper Hjulmand auf der Doppelsechs improvisieren, einen Partner für Aleix Garcia finden. Ausgerechnet der bislang nur eine Nebenrolle spielende Spanier selbst könnte nach jüngsten Eindrücken den Problemlöser für Bayers Offensivspiel darstellen.
Grimaldo gegen Gladbach Kapitän
Im Sommer wäre es fast weggewesen. Doch dann entschied sich West Ham United im August am Ende doch, Mateus Fernandes (FC Southampton, 44 Millionen Euro Ablöse) und Soungoutou Magassa von der AS Monaco (17 Mio.) für das zentrale Mittelfeld zu verpflichten. So dass Aleix Garcia, wegen dem die Hammers konkret bei Bayer 04 angefragt hatten, doch ein Teil des Leverkusener Kaders blieb.
West Ham lockte – keiner hätte Aleix Garcia nachgetrauert
Bei einem Wechsel des Spaniers hätte es aber wohl nur wenige unter dem Bayer-Kreuz gegeben, die dem Nationalspieler nachgetrauert hätten. Hatte dieser in seiner ersten Saison für den Werksklub im Schatten des alle überstrahlenden Chef-Strategen Granit Xhaka doch keine entscheidenden Akzente gesetzt. Auch, weil sich die Spielertypen zu sehr ähnelten, die beide aus der Tiefe den Takt vorgeben möchten. Wobei es für Aleix Garcia an Xhaka kein Vorbeikommen gab.
- Bayer-Dämpfer: Viele Probleme und eine trügerische Konstante (k+)
Trotz dessen Abgang zum AFC Sunderland im zurückliegenden Sommer wurde Aleix Garcia bei Bayer 04 keine entscheidende Rolle zugeordnet. Mit dem argentinischen Weltmeister Exequiel Palacios und dessen für 30 Millionen Euro aus Saudi-Arabien geholten Landsmann Ezequiel Fernandez sowie dem unter Ex-Trainer Erik ten Hag zum Kapitän berufenen Robert Andrich schien wenig Platz zu sein für den exzellenten Passspieler.
Ohne Xhaka fehlt Bayer ein Taktgeber und Spezialist im Spiel zwischen die Linien
Doch bereits vor dem 4. Spieltag stellt sich die Situation für den 28-Jährigen ganz anders dar. Und das nicht nur, weil Palacios verletzt sowie Andrich und Fernandez gelb-rot-gesperrt ausfallen. Vor seinem Einstand gegen Eintracht Frankfurt vor Wochenfrist hatte Kasper Hjulmand „vier Spieler für diese beiden Positionen, jetzt haben wir einen“, stellt der neue Trainer fest.
Und dieser eine ist eben Aleix Garcia, der in dieser Saison für Bayer 04 womöglich zum Schlüssel werden muss. Fehlt der Werkself doch ohne Xhaka sowohl der Taktgeber als auch ein Akteur, der das Spiel zwischen den Linien initiiert, wie es einst der Schweizer Rekordnationalspieler in herausragender Art und Weise tat.
In Kopenhagen gehörte Aleix Garcia zu den Gewinnern
Beim 2:2 am Donnerstagabend in Kopenhagen in der Champions League gehörte der schussgewaltige Standardspezialist zu der Gruppe von Einwechselspielern, die Bayers Offensivspiel nach einer gruseligen ersten Hälfte wieder etwas Struktur verliehen und somit für zumindest den Gewinn eines Punktes verantwortlich zeichneten. „Die eingewechselten Spieler haben den Unterschied gemacht“, urteilte deshalb auch Hjulmand über die beiden ins Spiel gebrachten Zehner, Ibrahim Maza und Claudio Echeverri, sowie Aleix Garcia, der mit seiner Hereinnahme den Rhythmus bestimmte, das Spiel verlagerte und diesem wieder etwas schärfere Konturen verlieh.
Nach den bisherigen Eindrücken ist der Spanier am ehesten der Akteur, der das Spiel zwischen den Linien einleiten und damit dieses essenzielle Element des Ballbesitzfußballs gegen einen tiefen Block, den auch Gladbach am Sonntag bilden dürfte, rekultivieren könnte. Eine Rolle, die Aleix Garcia vor seinem Wechsel nach Leverkusen im Sommer 2024 beim FC Girona in La Liga innehatte. Dort dirigierte er die damalige Überraschungsmannschaft aus der Tiefe des Mittelfeld und führte sie bis in die Champions League, quasi als der Xhaka von Girona.
Es dürfte mehr auf den Spanier als auf seinen Nebenmann ankommen
So dürfte es am Sonntag gegen die Borussia viel mehr auf den Spanier als auf dessen Nebenmann ankommen, den Hjulmand nach eigenen Worten noch aus einem Quartett aussuchen muss. Neben dem bislang offensiv eingesetzten Mittelfeldspieler Malik Tillman (23) und dem bei PSG auch als Sechser ausgebildeten Verteidiger-Toptalent Axel Tape (18) hat der Däne auch den rechten Schienenspieler und Routinier Lucas Vazquez (34) sowie sogar Zehner Ibrahim Maza (19) im Blick.
Egal wie Hjulmands Wahl ausfällt, sollte das neu zusammengestellte Duo wieder von Alejandro Grimaldo, dem von der linken Seite immer wieder einrückenden Schienenspieler, Unterstützung in Sachen Spiellenkung erfahren. Der 29-Jährige ist bislang eine der wenigen verlässlichen Konstanten bei Bayer und einer von noch zu wenigen bereits funktionierenden Führungskräften. So dass seine Berufung zum Kapitän in Abwesenheit Andrichs nur logisch erscheint.
Aleix Garcias Chance in Leverkusen ist so groß wie nie zuvor
„Grimaldo wird es am Sonntag sein“, sagt Hjulmand, der künftig mit einem Kapitänsteam arbeiten möchte, dafür aber „auch die Persönlichkeiten kennenlernen“ muss. Und zudem abwarten dürfte, wer sich auch mit seinem Auftreten und seiner Leistung als einer dieser Leader herauskristallisiert.
Einer, wie es Aleix Garcia übrigens als Kapitän auch in Girona war. Die Chancen für diesen, endlich in die von ihm angestrebte Rolle des Taktgebers zu schlüpfen, war in Leverkusen noch nie so groß wie in diesen Wochen.