So plant Polzin jetzt mit Königsdörffer

Als Merlin Polzin am Dienstagvormittag zur Trainingseinheit bat, war Ransford-Yeboah Königsdörffer noch nicht wieder mit auf dem Platz, erst am Nachmittag wird er nach dem geplatzten Wechsel zu OGC Nizza in Hamburg zurückerwartet – und ist dann wieder ein fester Bestandteil in den Plänen des HSV-Trainers.

HSV-Trainer: „Enttäuschung wird schnell verfliegen“

Polzin wurde am Montag genauso von der Entscheidung aus Nizza überrascht wie sein Spieler selbst. OGC hatte sich nach dem Medizincheck am Sonntag und einer weiteren Untersuchung gegen eine Verpflichtung des 23-jährigen Angreifers entschieden. „Das“, sagt der Coach, „tut mir leid für ihn, weil er sich das anders vorgestellt hatte und wir ihm die Möglichkeit gegeben hätten, sich zu verändern. Aber Ransi ist und bleibt ein Teil unseres Vereins, und ich freue mich darüber, weil er bei uns in den drei Jahren nur wenige Fehltage hatte.“

„Wenn er mit den Jungs ist, wird die Enttäuschung schnell verfliegen“

Das linke Knie Königsdörffers soll der Knackpunkt beim französischen Top-Klub gewesen sein. Tatsächlich hatte der gebürtige Berliner in seiner Jugend bei Hertha BSC dort zwei schwere Verletzungen, wurde bei seinem Ausbildungsklub ausgemustert. Während seiner fünf Profi-Jahre in Dresden und Hamburg aber war der schnelle Mittelstürmer beschwerdefrei, deshalb dreht es sich beim HSV jetzt weniger um sein Knie, sondern mehr um seine Psyche. Wie geht Königsdörffer damit um, dass der Traum von einer möglichen Champions-League-Saison mit OGC für ihn auf der Zielgeraden zerplatzt ist?

Polzin pflegt ein äußerst inniges Verhältnis zu seinem Profi, hat bereits am Montagabend mit ihm telefoniert, will ihn auch am Dienstag nach dessen Rückkehr im Stadion noch treffen und sagt mit Blick auf Königsdörffers Gemüt hoffnungsfroh: „Natürlich ist es nicht ganz einfach, mit so einer Situation umzugehen, aber wer Ransi kennt, der weiß, er nimmt das Leben so, wie es kommt. Er hat eine positive Gelassenheit, in Teilen auch eine gewisse Naivität.“

Mitunter, verrät Polzin, sei es als Trainer „nicht ganz einfach, damit umzugehen“. Aber: In Stresssituationen, erklärt er, sei Königsdörffers Wesen ein großer Vorteil. „In der absoluten Drucksituation am Ende der vergangenen Saison hat Ransi unfassbar abgeliefert, eben weil er sich nicht so viele Gedanken macht wie der eine oder andere. Das ist eine sehr positive Eigenschaft.“ Und genau die soll dem Deutsch-Ghanaer jetzt nach der ungeplanten Rückkehr nach Hamburg zugutekommen. Wenn der HSV am Mittwoch zum zweiten Trainingslager nach Mallorca abhebt, wird er mit an Bord sein und Polzin ist sicher: „Wenn er wieder mit seinen Jungs zusammen ist, wird die erste, nachvollziehbare Enttäuschung schnell verfliegen.“

Für den Trainer und Sportvorstand Stefan Kuntz bedeutet die Transfer-Wende, dass zumindest eine Baustelle geschlossen wird. Statt nach einem neuen Stürmer wird weiter mit Hochdruck nach einem Rechts- und einem Innenverteidiger gesucht. Königsdörffer soll wieder jene Rolle einnehmen, die ihm schon zu Vorbereitungsbeginn zugedacht war: die des potenziellen Stammspielers.

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