Am vergangenen Wochenende fand die zweite Matchplan-Konferenz in Köln statt, die der kicker als Medienpartner begleitete. An der Deutschen Sporthochschule wurde referiert, diskutiert und viel Input gegeben. Zu den prominenten Gästen, die Gastgeber Professor Daniel Memmert eingeladen hatte, zählte auch der Ex-Bundesligatrainer und aktuelle Direktor Sport der TSG Hoffenheim, Frank Kramer (53).
Interview zur Matchplan-Konferenz
Herr Kramer, wie gefällt Ihnen die Idee einer Matchplan-Konferenz?Diese Veranstaltung ist eine gute Sache, solche Formate generell. Weil es wichtig ist, dass man Erfahrungen austauscht und weitergibt. Da kann jeder das eine oder andere als Gedankenanstoß mitnehmen.
Dazu kommen wir noch. Wie lief das Ganze genau ab?Trainer haben in einem Gespräch und in einem Vortrag über sich selbst, über ihre Karriere und ihre Idee vom Fußball den Gästen nahebringen können. Zudem gab es neben vielen Programmpunkten ein Podiumsgespräch zum Thema „Leadership“. Das Ganze wurde dann auch in der Praxis in einem Analyse-Workshop vertieft. Das alles war durchdacht.
Was war Ihr persönliches Schwerpunkt-Thema?Das war weit gefasst, das Thema Leadership. Da ging es um Führung, was auf Leitungsebene in den Klubs angepackt und umgesetzt werden kann. Da geht es primär darum, das Umfeld zu einen und natürlich auch entsprechend auf einem Weg mitzunehmen, damit alle in einem Verein in die gleiche Richtung gehen. Das war natürlich auch bei den Kolleginnen und Kollegen, die gesprochen haben, ein Schwerpunkt.
„Ein generelles Rezept gibt es nicht“
Für Sie sicherlich interessant die Thematik des Übergangs zwischen Jugend- und Erwachsenenbereich. Gibt es da ein gutes Rezept für die Handhabe durch die Vereine und Trainer, was dieses wichtige Nadelöhr angeht?Ein generelles Rezept gibt es nicht, weil jeder Klub, jeder Standort, jedes Setting unterschiedlich ist. Es gibt zum Beispiel Vereine, die keine zweite Mannschaft, keine U 23 haben. Wir in Hoffenheim sind froh, dass wir diese Stufe der Entwicklung auf Profi-Ebene in der 3. Liga anbieten können. Ohne dies als allgemeingültiges Rezept anpreisen zu wollen – aber es ist in meinen Augen sinnvoll, für jeden Schritt in der Entwicklung eines jungen Leistungssportlers auch eine Stufe zu haben.
Bis zum Abschluss der U 19 hat das jeder Jugendspieler. Durch die U 23 kann man erreichen, alle, auch die, die in der Entwicklung etwas später dran sind, mitzunehmen. Da ist es auch nicht entscheidend, wann man diesen Schritt in den Profibereich macht. Die Durchlässigkeit in den Lizenzbereich ist das entscheidende Kriterium, das Ziel für alle, die im NLZ unterwegs sind und unglaublich viel investieren. Die Richtung und den Weg dorthin sollte jeder Verein für sich festlegen, da unterscheiden sich auch bei vielen die geografischen Grundvoraussetzungen gewaltig.
Welche Themen fanden Sie bei der Matchplan-Konferenz noch spannend, und was nehmen Sie für sich persönlich als wichtigste Erkenntnis mit?Ich fand es sehr interessant, den Trainern Roger Schmidt und Gerd Struber zuzuhören. Welche Erfahrungen sie im Ausland und in zum Teil völlig unterschiedlichen Fußballkulturen in Bezug auf ihre Spielidee gemacht haben.
Was konkret?Die unterschiedlichen Sichtweisen sind spannend. Die Berichte von Gerd in England, Roger zunächst in Salzburg und Leverkusen, aber auch an anderen Standorten – da haben sie viel berichten können. Bei Roger hat mir gefallen, wie er seine Spielidee entwickelt hat. Dass er sie auch nicht abhängig macht von den Spielern, vom Umfeld, vom Land, in dem er gerade ist. Sondern dass er eine klare Vorstellung hat, die er minimal an die Gegebenheiten anpasst. Und dass er dann alle Spieler, auch jene, die schon vor seinem Start im jeweiligen Verein da sind, auf diesem Weg mitnehmen und sie durch diese extrem aktive, intensive Spielweise weiterentwickeln kann. Auch er sieht das Fundament für gutes Leadership darin, die Leute stets einzubeziehen und ein fruchtbares Miteinander zu schaffen.
Die Matchplan-Konferenz fand jetzt zum zweiten Mal statt. Sehen Sie bei diesem Format auch Potenzial für eine größere Bühne?Natürlich, so etwas muss sich etablieren im Fußball-Business. Wenn wahrgenommen wird, dass hier gute Arbeit geleistet wird und interessante Aspekte beleuchtet werden, bei denen man auch unter analytischen Gesichtspunkten was mitnehmen kann, dann glaube ich, dass sich da künftig ein noch größerer Zuspruch entwickeln kann. Das wäre wünschenswert, bei dem Aufwand, der dort betrieben wird. Denn es werden Menschen Entwicklungsimpulse gegeben. „Matchplan“ ist ja generell ein weiter Begriff, der die Themen rund um den Fußball gut umfasst und passend abbildet.

