Als St. Pauli letztmalig ein Bundesligaspiel gewann, Mitte September mit 2:1 gegen Augsburg, wurden am Millerntor noch T-Shirts und kurze Hosen getragen. Neun Niederlagen und ein Unentschieden später, kurz vor dem dritten Advent, gab es gegen Heidenheim, erneut mit einem 2:1, die Erlösung – durch und auch für Martijn Kaars.
Erste Bundesligatore beim ersten Sieg nach drei Monaten
Der Angreifer war kurz vor Schließung des Transferfensters mit der Empfehlung von 19 Zweitligatreffern und mit vier Millionen Euro Ablöse als teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte gekommen. Seine ersten Bundesligatore hat sich der Niederländer für eine enorm bedeutungsvolle Partie aufgehoben – und traf zudem in ganz entscheidenden Phasen: Kaars veredelte im ersten Durchgang nach fahrigem Beginn zunächst St. Paulis erste echte Druckphase und traf dann kurz nach der Pause und der Roten Karte gegen Eric Smith und verschaffte seiner Mannschaft damit etwas Luft.
Der 26-Jährige war sich der Bedeutung seiner Treffer natürlich bewusst. Er sagt: „Es fühlt sich unglaublich an, weil es ein so wichtiges Spiel war.“ Eines, in dem St. Pauli nach zuletzt kleinen Fortschritten endlich einen großen machte. In Freiburg (1:2), gegen Union Berlin (0:1), in München (1:3) hatte Alexander Blessin zunächst versucht, einen Stabilisierungsprozess einzuleiten, der im Pokal in Mönchengladbach (2:1) und in Köln (1:1) erste Früchte trug.
Im Kellerduell wurde wieder die volle Ernte eingefahren. Weil im ersten Durchgang auch im Spiel mit dem Ball klare Fortschritte zu sehen waren und in der langen Unterzahl jene Bedingungslosigkeit in der Arbeit gegen den Ball sichtbar wurde, die im Vorjahr entscheidend für den Klassenerhalt war.
Kaars war seinerzeit noch Zweitligastürmer und verrät glaubhaft, dass ihm das öffentliche Minutenzählen wenig ausgemacht habe. „Ich wusste, dass es in der Bundesliga für mich schwieriger wird. Aber ich wusste auch immer, dass die Tore kommen werden.“ Im Dezember kommen sie nun verlässlich. Schon beim Pokalerfolg in Mönchengladbach hatte er getroffen – und wie am Samstag hatte auch schon am Niederrhein Joel Chima Fujita die perfekte Vorarbeit geleistet. „Joel“, sagt Kaars mit einem breiten Lächeln, „bekommt zu Weihnachten jetzt auch ein Geschenk von mir.“
„Es war für uns ein ,Do-or-die-Spiel‘, und das haben wir auf dem Platz auch gezeigt.“ (Martijn Kaars)
Zu Weihnachten kann sich der Kiez-Klub dank der Kaars-Erlösung nun sogar wieder selbst beschenken. Die Konstellation mit dem nächsten direkten Abstiegs-Endspiel beim amtierenden Schlusslicht Mainz 05 am Sonntag beschert die Aussicht, trotz der verheerenden und monatelangen Minusserie mit dem Anschluss an das untere Mittelfeld zu überwintern. Das wäre weniger als nach dem famosen Saisonstart möglich schien, aber gleichzeitig deutlich mehr als nach zehn Spielen mit nur einem Pünktchen erwartet wurde. Es wäre zudem eine Bestätigung, dass der Kurs der Bosse, in der Krise am Trainer festzuhalten, der Richtige war.
Kaars zieht Zuversicht aus der Tatsache, dass St. Pauli gegen Heidenheim eindrucksvoll nachgewiesen hat, dass es die Situation verinnerlicht und angenommen hat. „Es war für uns ein ,Do-or-die-Spiel‘, und das haben wir auf dem Platz auch gezeigt. Wir wussten um die Bedeutung und wir haben es als Einheit gewonnen.“ Und er selbst hat in den entscheidenden Momenten mit seinen Treffern die richtigen Zeichen gesetzt.

