Alte Zeiten? Brandt: „Wir müssen langsam mal lernen“

Der BVB verpasst beim FC St. Pauli in einem schwierigen Spiel auf unnötige Art und Weise den Auftaktdreier – verbunden mit einer gerissenen Serie und einem Platzverweis, der bei Julian Brandt Erinnerungen hervorruft.

Erste Rote Karte nach sechs Platzverweisen zuletzt

In der Fairplay-Tabelle hatte sich Borussia Dortmund vergangene Saison auf dem viertletzten Platz einsortiert. Der Hauptgrund neben 65 kassierten Gelben Karten? Gleich sechs (!) Platzverweise, darunter dreimal glatt Rot und dreimal Gelb-Rot – kein anderes Team war mit mehr Hinausstellungen belastet worden.

Und nun zum Start der neuen Spielzeit wanderte der Zähler bei glatt Rot direkt wieder auf den Zählstand 1, weil sich Bundesliga-Debütant Filippo Mane mit einer langen Umklammerung von St. Paulis Joker Abdoulie Ceesay, der ansonsten wohl zum 2:3-Anschluss hätte abstauben können, eine Notbremse erlaubte. Diese sprach Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck nach VAR-Eingriff samt Elfmeterpfiff aus.

Zugleich avancierte der 2022 von Sampdoria Genua zum BVB gekommene Mane damit zum erst 26. Spieler der Bundesliga-Geschichte, dem direkt in seinem ersten Ligaeinsatz ein Platzverweis zum Verhängnis wurde. Kurios auch hier: Der 20-jährige Verteidiger war damit schon der vierte Dortmunder Bundesliga-Debütant mit Hinausstellung nach Almugera Kabar am 26. Oktober 2024, Markus Brzenska am 9. November 2003 und Evanilson am 29. August 1999.

„Irgendwann brauchst du das den Leuten auch nicht mehr erklären“

Gerade der Fakt mit den vielen Roten Karten vergangene Saison, in der der BVB erst mit einem finalen Lauf geradeso die Champions-League-Qualifikation verbucht hatte, stieß direkt nach dem Spiel Julian Brandt sauer auf. Also dem Spieler, der beim Gastspiel im Millerntor-Stadion nach bärenstarker Ballan- und -mitnahme das zwischenzeitliche und vermeintlich entscheidende 3:1 markiert hatte.

„Wir haben schon vergangene Saison sehr viele Rote Karten gesammelt … Irgendwann brauchst du das den Leuten auch nicht mehr erklären“, gab Brandt bei Sky zu Protokoll – verbunden mit folgendem Hinweis: „Wir müssen langsam mal lernen, in den wichtigen Momenten nicht mit einem Mann weniger zu spielen. Das haben wir anscheinend – zumindest heute – in den ersten Spieltag mit in die neue Saison genommen – und das tut einfach auf Dauer weh.“

„Wir waren alle nicht so gut, als dass wir heute hätten drei Punkte nehmen können.“ (Niko Kovac)

Auch weil der wie schon im DFB-Pokal beim 1:0 in Essen schon eingewechselte Mann im kassierten Elfmeter „den Knackpunkt“ der Partie erkannte: „Wir lassen uns dann am Ende natürlich auch ein Stück weit den Schneid abkaufen.“ Und so startete Dortmund laut Kapitän Gregor Kobel „sicher nicht so, wie wir uns das vorstellen“, in die neue Spielzeit. Gerissene Topserie inklusive: Zuletzt hatten die Schwarz-Gelben am 1. Spieltag 2014/15 unter dem damaligen Trainer Jürgen Klopp eine Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen (0:2) kassiert und seitdem jedes (!) erste Saisonspiel in der Bundesliga für sich entschieden.

All das schmeckte auch Cheftrainer Niko Kovac wenig verwunderlich nicht, der 53-Jährige analysierte: „Wir waren über 90 Minuten nicht so konzentriert, wie ich mir das vorstelle. Wir müssen mit diesem Punkt dann unter dem Strich auch zufrieden sein.“ Rotsünder Mane als Schuldigen herauszustellen wollte Kovac übrigens nicht: „Er will noch alles verhindern, aber er steht schon bei dem Schuss hinter dem Mann, er steht nicht näher zum Tor und dadurch versucht er ihn zu halten, sogar länger zu halten. Das ist für mich ein klarer Elfmeter. Er ist jetzt geknickt, weil wenn man 3:1 führt und dann eine Rote Karte bekommt, Elfmeter gegen sich und man spielt 3:3, dann sieht er sich dort in der Mitschuld. Aber er alleine war es nicht, wir waren alle nicht so gut, als dass wir heute hätten drei Punkte nehmen können.“

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