Sommer-Neuzugang Aleix Garcia zeigt in seinem ersten Bayer-Halbjahr Stärken und Schwächen. Geschäftsführer Simon Rolfes bilanziert.
Rolfes spricht über den Sommerzugang: „Da geht noch deutlich mehr“
Bayers Aleix Garcia beim Fußballspielen zuzuschauen, ist allzu häufig ein Genuss. Zum einen findet sich der 27-Jährige bestens in kleinen, engen Räumen zurecht, gibt sich im Kurzpassspiel keine Blöße und verfügt über die besondere Gabe, weite Diagonalbälle über 50, 60 Meter ansatzlos spielen zu können. Zum anderen schlägt er oft brandgefährliche Standards, kann präzise Eckbälle treten und Freistöße flanken oder direkt aufs Tor bringen wie beim 3:0 im Pokal gegen Elversberg. Es gibt also eine ganze Reihe von Qualitäten, die der Sommerneuzugang vom FC Girona besitzt und bereits präsentieren konnte, dennoch geriet sein erstes Halbjahr im Rheinland insgesamt durchwachsen.
Denn einerseits setzte der Spanier zwar durchaus Akzente, andererseits allerdings zeigte er vor allem zu Beginn der Saison die eine oder andere taktische Defensivschwäche. So entblößte der Stratege nicht nur bei der 2:3-Niederlage gegen RB Leipzig am 2. Spieltag wiederholt das Mittelfeldzentrum. Beispielsweise, wenn er zu sehr auf die linke oder rechte Seite auswich und seine Position nicht hielt. Oder aber, wenn er zu eifrig aus der Mitte herausstach und damit Räume in seinem Rücken öffnete.
Aleix Garcia zeigt im ersten Halbjahr Licht und Schatten
Bayers Defensive war in dieser Zeit jedenfalls arg löchrig, kassierte – was sich in den vergangenen Wochen gelegt hat – deutlich zu viele Gegentreffer. Und daran hatte auch 18-Millionen-Euro-Neuverpflichtung Aleix Garcia Anteil. Im extrem hochklassigen Konkurrenzkampf auf der Leverkusener Doppelsechs mit Mittelfeldchef Granit Xhaka, DFB-Nationalspieler Robert Andrich und dem argentinischen Weltmeister Exequiel Palacios pendelte er zwischen Startelf und Ersatzbank – und kam in seinen ersten Monaten nicht über die von ihm ungeliebte Rolle des Ab-und-an-Spielers hinaus.
„Alle Neuzugänge, das hat man schon gemerkt, brauchen ein wenig, um in die Mannschaft zu kommen und sich an die Spielweise und die Automatismen zu gewöhnen. Das gilt auch für Aleix“, bilanziert Geschäftsführer Simon Rolfes jetzt gegenüber dem kicker und erklärt: „Ich bin mir sicher, dass bei ihm noch deutlich mehr geht.“ Der Mittelfeldmann habe schließlich „die fußballerischen Voraussetzungen dafür. Für die sportliche und soziale Integration – das war bei vielen Spielern so, die wir geholt haben – braucht es aber ein wenig Zeit“.
Aleix Garcia muss positionstreuer agieren als in Girona
Was mit der sportlichen Integration gemeint ist? „Beim FC Girona“, sagt Rolfes, „wurde auch offensiv und mit viel Ballbesitz gespielt, allerdings konnten die Spieler dort deutlich mobiler in den Positionen sein. Bei uns agieren die Sechser positionstreuer, bestimmen darüber den Spielrhythmus. Und um sich daran zu gewöhnen und diese Selbstverständlichkeit in sein Spiel zu bekommen, braucht es ein bisschen Zeit.“ Wobei der Bayer-Chef zu Recht ergänzt: „Schon jetzt hat er einige Schritte gemacht. Ich bin aber davon überzeugt, dass er seine Qualitäten in der Rückserie viel natürlicher einbringen wird.“ Und damit an Bedeutung gewinnt.
Die Optionen im Zentrum hat er schon erhöht und war als Sechser oder Achter ab und an eine gute Hilfe. Sein Top-Level, das ihm permanente Top-Leistungen ermöglicht, fand er bislang aber nicht, woraus Rolfes‘ Wunsch nach mehr Natürlichkeit erwächst: „Sein volles Potenzial kann man immer dann abrufen, wenn man sein Spiel intuitiv abruft. Das ist ein Prozess. Am Anfang“, erläutert der ehemalige zentrale Mittelfeldspieler, „machst du dir noch Gedanken, wo und wie du dich positionieren sollst, welchen Pass du spielen musst, irgendwann wird das natürlich. Dann bist du in der Lage, an dein Maximum zu kommen.“ Aleix Garcias Neujahrsvorsatz dürfte somit klar sein: Dieses Maximum, das soll und will er jetzt erreichen.