Gegen Bayern München (1:4) hatte sich TSG-Trainer Christian Ilzer erstmals für den Herausforderer in der Startelf entschieden – Hintergründe und Zwischenbilanz.
Spannendes Duell in Hoffenheim
Es war schon eine ziemliche Überraschung, als am Samstag in der Hoffenheimer Startelf Muhammed Damar an Stelle von Andrej Kramaric auftauchte. Schließlich hatte der Topstar der TSG auch in der laufenden Saison bislang stets begonnen, zudem kann der Kroate mit acht Toren mehr Treffer gegen den Rekordmeister vorweisen als sonst ein noch in der Bundesliga aktiver Spieler. Beim bislang letzten Sieg der Kraichgauer gegen die Münchner hatte der 34-Jährige im Mai 2024 beim 4:2 sogar dreimal getroffen.
Ilzer: „Damar hat sich diesen Einsatz verdient“
Die Entscheidung für den Herausforderer unterstreicht, wie eng das interne Rennen der Hoffenheimer Kreativspieler tatsächlich ist. „Schon in der Vorbereitung hat man einfach gesehen, dass es immer ein offenes Duell war zwischen beiden“, versicherte hinterher Trainer Christian Ilzer, „zwischen einem sehr, sehr erfahrenen, verdienstvollen Spieler und einem jungen Spieler mit riesigem Potenzial. Mo hat sich ständig aufgedrängt und sich diesen Einsatz einfach verdient.“
Auch gegen München deutete der 21-Jährige sein großes Potenzial an, hatte einige ansprechende Aktionen und hätte um ein Haar kurz vor der Pause auch sein erstes Pflichtspieltor für die TSG erzielt. Nach einer feinen Flanke von Bazoumana Touré war Damar aus kurzer Distanz volley zum Abschluss gekommen, doch den Ball, der ansonsten zum 1:1 eingeschlagen wäre, lenkte Bayerns Verteidiger Min-jae Kim soeben noch mit der Schulter über die Querlatte (45+2). Nach gut einer Stunde löste dann Kramaric Damar wieder ab.
Ein Achtungserfolg für den Herausforderer
Ein Wechselspiel, das sich bislang freilich meistens andersrum schon mehrfach abgespielt hatte in dieser Spielzeit. Im Pokal in Rostock (4:0) war Damar für Kramaric gekommen, beide hatten ihren ersten Assist verbucht. Zum Saisonstart in Leverkusen (2:1) war Damar allerdings ohne Einsatz geblieben. Beim 1:3 gegen seinen vormaligen Verein Eintracht Frankfurt hatte Damar dann sein Ligadebüt für die TSG gefeiert und war in der 59. Minute für Kramaric aufs Feld gekommen. Beim 4:2 bei Union Berlin hatte der Routinier per Strafstoß sein erstes Saisontor erzielt, war aber dennoch vorzeitig vom Platz gegangen (66.), diesmal löste ihn Grischa Prömel ab, Damar durfte erst in der Schlussphase (86.) ran.
Mit seinem Startelfdebüt hat Damar zumindest einen Achtungserfolg verbucht. Es ist aber nicht damit zu rechnen, dass der hochtalentierte Techniker jetzt schon zum Überholen ansetzt. Dazu hätte er wohl gegen München treffen und noch überzeugender auftreten müssen. Dennoch sitzt Damar Kramaric im Nacken. „Andrej nimmt solche Entscheidungen sportlich und kämpferisch und das ist auch mein Zugang“, versichert Ilzer, der den für beide Spieler wie fürs Team leistungsfördernden Konkurrenzkampf mit Wohlwollen verfolgt.
„Klar ist es auch ein Job des Trainers, Spieler zu entwickeln und Werte zu schaffen“, erläutert der Österreicher, „aber es wird kein Spieler nur eine Minute Einsatzzeit geschenkt bekommen, die heißt es, sich einfach zu verdienen. Ob er ein junger oder ein älterer Spieler ist. Der Junge hat aufgrund der Wertschöpfung keinen Vorteil und der ältere Spieler hat aufgrund der Vergangenheit keinen Vorteil, es wird einfach die jeweilige Situation und der kommende Gegner beurteilt.“
Gespräche mit Kramaric im Winter
Mal sehen, was diese Trainingswoche so bringt und welchem der beiden Konkurrenten das Spiel am Samstag in Freiburg eher auf dem Leib geschneidert sein könnte. Das Rennen bleibt eng und offen. Langfristig gehört sicherlich Damar altersbedingt die Zukunft, aber auch Kramarics Zeit in Hoffenheim muss nach dieser Saison nicht zwingend enden.
Bereits aufgenommene Verhandlungen um eine weitere Vertragsverlängerung waren aufgrund der zu unterschiedlichen Vorstellungen vorerst abgebrochen worden. Wahrscheinlich im Winter, wenn sich die Entwicklung der TSG und die Rolle für den Altstar klarer abzeichnet, wird dann besprochen werden, ob und unter welchen Bedingungen es dann nach über zehn Jahren bei der TSG für Kramaric weitergeht.