Der große Kadergipfel zwischen Stefan Kuntz und dem Trainerteam um Merlin Polzin hat erwartungsgemäß noch keine Ergebnisse beim HSV hervorgebracht, dafür verfestigen sich Tendenzen. Eine ist: Bei Davie Selke deutet aktuell mehr auf einen Abschied als auf eine Verlängerung hin.
Der HSV will das Angebot nicht wesentlich nachbessern
Der 30-jährige Torjäger hat die Ovationen während der Aufstiegsfeier sichtbar genossen, ist seitdem im Urlaub. Dieser Umstand allein liefert nur wenig Interpretationsspielraum, denn: Neue Verhandlungsrunden zwischen Selke und dem HSV sind ohnehin nicht angedacht. Beide Seiten hatten nach Saisonende zwar erklärt, sich zeitnah zusammensetzen zu wollen, grundsätzlich aber sind alle Standpunkte ausgetauscht: Der Verein bietet einen Zwei-Jahres-Vertrag plus Option und eine moderate Gehaltsaufbesserung. Der Torjäger wünscht sich drei Jahre und einen deutlichen Sprung.
Bei Karabec wird die Kauf-Option nicht gezogen, Polzin redet mit Reis
Einen geplanten Austausch wird es nach Selkes Rückkehr zwar geben, nach kicker-Informationen haben sich die Bosse darauf verständigt, dass sie nicht wesentlich nachbessern werden. Das heißt: Wenn Selke das seit dem Frühjahr stehende Angebot nicht annimmt, wird der Aufstiegsgarant in diesem Sommer ablösefrei wechseln. Dass er die Offerte annimmt, erscheint unwahrscheinlich. Nach dem 2:3 in Fürth hatte er erklärt: „Stand jetzt gibt es keine Einigung.“
Grundsätzlich hätten die Hanseaten Selke und dessen Mentalität auch gern im künftigen Bundesliga-Kader – aber zu ihren Bedingungen. Zudem sehen sie bei Ransford Königsdörffer und Robert Glatzel jene Qualitäten, die in der höheren Spielklasse womöglich noch gefragter sein könnten als Selkes enorme Präsenz im Strafraum. Als Ersatzlösung wurde zuletzt der kroatische Stürmer Matija Frigan (22, KVC Westerlo) ins Gespräch gebracht, ist aber offenbar kein heißer Anwärter.
Knapp drei Wochen nach dem feststehenden Aufstieg sind auch weitere Personalfragen noch offen. Unverändert bleibt der HSV bei dem Standpunkt, dass der wechselwillige Ludovit Reis (will zu Club Brügge) nicht verkauft werden soll. Trainer Polzin will dem Niederländer seinen Stellenwert in einem persönlichen Gespräch nochmals verdeutlichen. Klar ist auch, dass die Kaufoption bei Adam Karabec nicht gezogen wird. Der 21-jährige Tscheche könnte nach seinem Leih-Jahr für über vier Millionen Euro von Sparta Prag fest verpflichtet werden, der Preis aber ist den Hanseaten zu hoch. Das Aus für Karabec muss diese Entscheidung indes nicht zwangsläufig bedeuten. Sollte sich der Kaufpreis drücken lassen, ist das Mittelfeldtalent eine Option.