Die große Chance für „Küken“ Wagner – und den FCA

Sandro Wagner wird Trainer beim FC Augsburg. Das birgt Risiken, vor allem aber auch Chancen für beide Seiten. Ein Kommentar.

Kommentar zum Trainerwechsel in Augsburg

Die ganze Wahrheit zu erfahren, ist in diesem brisanten Business Profifußball nicht so leicht. Schließlich steht da für gewöhnlich eine ganze Menge auf dem Spiel. Und mögen die Beziehungen noch so gut sein – Vorsicht ist immer geboten.

Rund um den FC Augsburg beteuerten verschiedene Stimmen unlängst immer wieder, dass der Name Sandro Wagner schon ein interessanter wäre, aber momentan noch keine große Rolle spiele. Da stand Jess Thorup ja noch unter Vertrag, und noch war ja auch angeblich gar nicht klar, ob der Däne denn auch wirklich gehen müsse.

Ob das wirklich die ganze Wahrheit war? Dass der FCA nicht zumindest mal vorfühlte bei Wagner? Um für den Fall der (vorhersehbaren) Thorup-Entlassung vorbereitet zu sein? Das sei mal dahingestellt, ist spätestens ab Mittwoch auch wirklich nicht mehr entscheidend. Da unterschreibt Wagner nämlich höchst offiziell in Augsburg und darf sich ein paar Wochen später, nach dem Final Four mit der Nationalmannschaft, an die Arbeit machen beim FCA.

Auf den Co-Trainer von Julian Nagelsmann wartet eine spannende Aufgabe, übrigens unweit des Wohnsitzes in Unterhaching. Der FCA hat sich unter Thorup auch ohne begeisternden Fußball vom Klassenkämpfer zum Mittelfeld-Team stabilisiert, mit dem aktuellen Kader war am Ende sogar deutlich mehr drin als Platz zwölf.

Wagner will aktiven und attraktiven Fußball spielen lassen

Auch deshalb musste Thorup ja am Ende gehen. Weil Geschäftsführer Michael Ströll und das Präsidium ihm nicht mehr zutrauten, diese Mannschaft entscheidend weiterzuentwickeln und dadurch einen Fußball zu zeigen, der mehr verkörpert als nur eine stabile Defensive.

Es ist die große Chance für Wagner, auf seiner ersten Cheftrainer-Position im Profi-Fußball Eindruck zu hinterlassen und dem FCA ein neues Gesicht zu geben. Der 37-Jährige hat in Unterhaching, wenn auch nur in der Regionalliga, gezeigt, wie er eine Mannschaft und Fans für sich gewinnen kann, ganz im Stile eines seiner Vorbilder: Diego Simeone.

Aber er will, ganz im Stile des anderen Vorbildes, auch einen aktiven und attraktiven Fußball spielen lassen, wie Roberto de Zerbi in Sassuolo oder Brighton oder Marseille. Beim Italiener schaute Wagner während verschiedener Hospitanzen immer wieder vorbei, ihm gefiel der Ansatz mit einem Torhüter als erstem Aufbauspieler.

Wagner steht unter Zugzwang

In Augsburg hat Wagner die Möglichkeit, aus einem nicht unbedingt spektakulären, aber begabten Kader mehr rauszuholen als „nur“ eine Platzierung im Bundesliga-Mittelfeld. Hauseigenen Talenten wie Mert Kömür oder Noahkai Banks wird viel zugetraut, Shootingstar Chrislain Matsima muss im Sommer nicht unbedingt schon wieder verkauft werden. Genauso wie Spielmacher Alexis Claude-Maurice.

Klar ist auch, dass Wagner zwar offiziell ein Küken auf der größten Bühne ist, aber natürlich nicht als solches bewertet wird. Wer als Spieler so polarisiert und nun jahrelang Seite an Seite mit dem deutschen Bundestrainer gearbeitet hat, steht von Beginn an unter Beobachtung. Und unter Zugzwang.

Schließlich wird Wagner zwar nicht an Thorups Fußball gemessen, sehr wohl jedoch am souveränen Klassenerhalt und an 43 Punkten. An der drittbesten Saison der Vereinsgeschichte.

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