Luis Diaz ist für den FC Bayern bislang ein absoluter Top-Transfer. Was Joshua Kimmich eher nicht normal findet.
Über Luis Diaz beim FC Bayern
Bei Harry Kane läuft jetzt also gar nichts mehr zusammen. Ein mageres Törchen in Frankfurt ist für einen Stürmer seiner Klasse einfach zu wenig, und der schöne Zwei-Tore-Schnitt dahin… Und wer solche Sätze nicht zu ernst nimmt, kann wohl ganz gut einordnen, wie es im Frühherbst 2025 um die Bayern bestellt ist: Es gibt halt kaum noch was auszusetzen.
Der Kane ist ja in Wahrheit echt nicht schlecht und hat sich mit elf Treffern in sechs Ligaspielen sogar einen neuen Startrekord gesichert, zum ersten Mal überließ er nun aber einem anderen die Bühne, zumindest ein bisschen. Luis Diaz hat es doch tatsächlich geschafft, dass Kane im Oktober zum ersten Mal in dieser Saison nicht der Spieler des Spiels wurde.
Mit zwei Toren und einer Vorlage setzte sich der Kolumbianer beim 3:0 in Frankfurt die Krone auf und agierte auch so mit der gewohnten Spielfreude. „Es ist seine erste Saison, es sind die ersten Schritte in Deutschland“, sagt Trainer Vincent Kompany und findet Luis Diaz deshalb „schon beeindruckend“. Vor allem dessen „Aktivität und Energie“, die „sehr gut passen“.
Luis Diaz, das fällt immer wieder auf, ist keine Augenweide wie Michael Olise. Was ausdrücklich nicht gegen Luis Diaz zu verstehen ist, sondern eher für Olise spricht. An die Ballsicherheit des Franzosen kommt sowieso keiner ran, Luis Diaz dagegen ist wilder, vielleicht ein bisschen unberechenbarer und ganz sicher ausgestattet mit dem Näschen für torgefährliche Situationen.
Dass er am Samstag schon nach 15 Sekunden traf, war natürlich ziemlich besonders, hätte in dieser Saison aber schon das dritte Tor in der ersten Spielminute sein können. Sowohl beim 3:2 in Augsburg als auch beim 3:2-Pokalsieg in Wiesbaden hatte der 28-Jährige gleich nach einem weiten Abstoß von Keeper Manuel Neuer das 1:0 auf dem Fuß. „Es ist kein Zufall, dass er die Chancen hat“, findet Joshua Kimmich. „Er hat schon eine ganz gute Nase, wo der Ball hinkommen kann.“
Luis Diaz steht nach sechs Partien bei fünf Toren und vier Vorlagen in der Liga und hat damit schon die Vorjahres-Ausbeute von Vorgänger Kingsley Coman eingeholt, der für diese neun Scorerpunkte 28 Spiele benötigt hatte.
„Er war irgendwie vom ersten Moment direkt da, direkt Teil der Gruppe.“ (Kimmich über Luis Diaz)
„Es wurde viel über Michael und Harry gesprochen, völlig zu Recht“, sagt Kimmich und spricht deshalb selbst mal über Luis Diaz: „Heute müssen wir auf jeden Fall über Lucho sprechen, was er für ein Spiel gemacht hat.“ Wie er der Mannschaft auch wieder mal gegen den Ball geholfen und fürs Team gearbeitet hat.
Und ganz generell: „Wie schnell er sich integriert hat, wie schnell er sich eingefügt hat. Ich glaube, dass es nicht so einfach ist, wenn du in ein neues Land kommst, die Sprache nicht sprichst. Wir haben dann auch schon viele Spieler davor gesehen, die das nicht so geschafft haben.“ Nicht so Luis Diaz, lobt Kimmich: „Er war irgendwie vom ersten Moment direkt da, direkt Teil der Gruppe. Unabhängig davon, dass er uns sportlich brutal hilft, ist er auch eine absolute Bereicherung für die Kabine. Es macht wirklich Spaß, mit ihm auf dem Platz zu stehen.“
Luis Diaz spricht zwar nicht sehr gut Englisch und natürlich kein Deutsch, aber „Fußballenglisch versteht jeder“, erklärt Kimmich und lacht. Er selbst kann Luis Diaz zumindest mit ein paar Brocken Spanisch weiterhelfen, gleiches gilt für Serge Gnabry oder Raphael Guerreiro. „Auch die ganzen Kommandos, Prinzipien, das ist dann nicht so schwierig“, sagt Kimmich. Es wirkt erfrischend einfach mit Luis Diaz, der einfach lacht, Fußball spielt und bis dato keinerlei Nebengeräusche produziert.
Herausragende Werte – auch im Liga-Vergleich
Die Bayern haben die rund 70 Millionen Euro für Luis Diaz bis dato ganz offensichtlich sehr gut angelegt, und das nicht mal so sehr, weil Luis Diaz die Scoerpunkte liefert, sondern weil er es vor allem schafft, seine Mitspieler besser zu machen, Räume aufzureißen und Chancen zu kreieren.
„Dass er das von Anfang an in der Durchgängigkeit bringt, das ist schon bemerkenswert.“ (Sportvorstand Max Eberl)
In der Bundesliga gibt der Ex-Liverpooler alle 37 Minuten eine Torschussvorlage ab, was unter den Offensivspielern der ligaweit beste Wert ist (vor Stuttgarts Jamie Leweling und Teamkollege Kane, die je 38 Minuten brauchen). Hinzukommen die meisten Pässe (42 pro Spiel, Leipzigs Yan Diomande folgt mit 36), die meisten Pässe ins offensive Drittel (113) und die beste Passquote (84,9 Prozent).
„Er hat ja in Liverpool schon gezeigt, was er kann“, lobt Sportvorstand Max Eberl und ergänzt: „Dementsprechend haben wir uns das gewünscht und eigentlich auch erwartet, dass er das bringt, aber dass er das von Anfang an in der Durchgängigkeit bringt, das ist schon bemerkenswert.“
Von Trainer Kompany gibt es für Luis Diaz „keinen Druck, dass er was Besonderes machen muss, was die anderen nicht machen“. Macht er auch nicht, es ist alles einfach und einfach gut. Wie irgendwie alles gerade beim FC Bayern.