Am Montagnachmittag wird Erik ten Hag als neuer Trainer von Bayer 04 vorgestellt. Danach wird sich der 55-Jährige mit den Verantwortlichen direkt in die Kaderplanung stürzen, um den Umbruch beim Vizemeister voranzutreiben. Doch das wichtigste Gespräch für den Niederländer wird das mit einem aktuellen Bayer-Profi.
Um die Kabine zu gewinnen
Der erste große Schritt ist gemacht. Mit der Verpflichtung von Erik ten Hag (55, zuletzt Manchester United) hat Bayer 04 die Voraussetzungen geschaffen, um die Kaderplanung für den bevorstehenden Umbruch nun intensiv voranzutreiben. Schließlich wollte der Vizemeister keine entscheidenden Transfers abwickeln, ohne diese mit dem neuen Cheftrainer abzustimmen.
Denn diese Entscheidungen müssen sitzen, um nicht nur die sicheren Abgänge von Abwehrchef Jonathan Tah (zu Bayern München) und Flügelflitzer Jeremie Frimpong (zum FC Liverpool) sowie den zu erwartenden von Spielmacher Florian Wirtz, den es ebenfalls an die Anfield Road zieht, zu kompensieren. Sondern auch um weitere Baustellen zu schließen. So werden ein neuer Torhüter, zwei Innenverteidiger, ein Rechtsverteidiger, ein Zehner, mindestens ein Außenstürmer und ein Mittelstürmer gesucht. Letzterer, weil entweder Victor Boniface oder Patrik Schick den Klub verlassen dürften.
Ten Hag muss direkt mitwirken, entscheidende Weichen zu stellen
Kandidaten für diese Positionen müssen mit ten Hag nun ohne zeitlichen Verzug abgestimmt werden. Der neue Trainer ist direkt entscheidend gefordert – und dennoch hat der Niederländer noch ein Gespräch zu führen, das für den Erfolg seiner Mission in Leverkusen mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger sein dürfte: ein Gespräch mit Granit Xhaka.
Der Mittelfeld-Stratege, der im September 33 Jahre alt wird, war zum einen unter ten Hags Vorgänger Xabi Alonso der verlängerte Arm des Trainers auf dem Spielfeld. Zum anderen stellt das absolute Alphatier im Leverkusener Kader auch die Autorität in der Kabine dar. Von dem festen Band zwischen Xhaka und Xabi Alonso profitierten sowohl der Trainer als auch der Taktgeber – und damit auch Bayer 04.
Xhaka direkt für sich zu gewinnen, wäre ein psychologisch geschickter Zug
Gerade angesichts der Tatsache, dass Xhaka am Wochenende bei der Verabschiedung seines Bruders Taulant beim FC Basel zu dessen Karriereende vor den Fans im St.-Jakob-Park andeutete, „bald“ zu seinem Ex-Klub in die Schweiz zurückzukehren, kann ein Anruf beim Schweizer Rekord-Nationalspieler nur gewinnbringend sein. Denn auch wenn ein Wechsel nach Basel aktuell unrealistisch und kein Thema ist, kann man die Äußerung des oft emotional und damit sehr ehrlich sprechenden Xhaka auch als Hinweis verstehen.
Als Hinweis, das irgendetwas in dem Führungsspieler arbeitet. Diesem seine Wertschätzung zu versichern und seine Vorstellungen zu vermitteln, welche Rolle er unter ihm spielen soll, wäre für ten Hag ein psychologisch geschickter Zug. Wabern doch seit dem Tag, an dem ten Hag vom kicker als Trainer-Kandidat genannt wurde, Befürchtungen durch und rund um die BayArena, ob dieser mit gestandenen Führungsspielern und speziell mit einem Typen wie Xhaka klarkomme.
Es gilt, Skepsis und Ausverkaufsstimmung zu vertreiben
Mit einem Telefonat mit dem Chef-Strategen könnte ten Hag den ersten und vielleicht sogar entscheidenden Schritt vollziehen, um diese Skepsis in und um die Katakomben zu vertreiben. Und Xhaka als Lokomotive nutzen und dazu bringen, neue Angriffslust mit Bayer 04 zu formulieren und nicht die Stimmung zu verstärken, dass in Leverkusen der Ausverkauf begonnen hat.
