Zwei Positionen hat Hamburgs Trainer Merlin Polzin vor der Auswärtsaufgabe am Samstag in Augsburg offen. Während die in der Sturmmitte aufgrund des Ausfalls von Yussuf Poulsen notgedrungen ist, hat er im Mittelfeldzentrum ein Luxusproblem.
HSV-Trainer Polzin hat zwei offene Personalfragen
Merlin Polzin strahlt verhaltenen Optimismus aus, was die Ausfallzeit von Yussuf Poulsen anbelangt. Nach seinem kleinen Muskelfaserriss im Hüftbereich trainiert der Kapitän bereits wieder dosiert im Kraftraum, muss aber definitiv in Augsburg und ziemlich sicher auch noch mindestens in der Woche danach mit drei Heimspielen in Liga und Pokal (Stuttgart, Kiel und Werder) ersetzt werden. Wer das tun wird, ob Ransford Königsdörffer oder Robert Glatzel, lässt der Trainer noch offen.
„Ich habe mich noch nicht entschieden“, erklärte der 35-Jährige auf der Pressekonferenz am Donnerstag und verwies abermals auf die unterschiedlichen Stärken der beiden Angreifer. „Ihre Profile sind sehr unterschiedlich“, sagt Polzin, „und für eine erfolgreiche Saison brauchen wir alle Profile.“ Glatzel verkörpert den klassischen Mittelstürmer, der auf Zuliefererdienste angewiesen ist und Stärken in der Luft hat. Auffällig ist: Der HSV hat seinen Ballbesitzanteil in den zurückliegenden Wochen gegenüber dem Saisonstart gesteigert, operiert auch wieder vermehrt mit Flanken.
Königsdörffer scheint die Nase vorn zu haben
Dennoch scheint Königsdörffer für das Wochenende die Nase vorn zu haben, denn: Gerade bei einer Auswärtsaufgabe könnten die läuferischen Qualitäten und Tempovorteile des gebürtigen Berliners vermehrt gefragt sein. Hinzu kommt: Königsdörffer hat Rückenwind durch sein erstes Saisontor, das 1:1 in der letzten Minute der Nachspielzeit gegen Dortmund vor der Länderspielpause.
Um die Profilfrage geht es in gewisser Weise auch bei der Besetzung im Mittelfeldzentrum. Klar ist, dass Nicolai Remberg als entscheidender Faktor für die Statik im Spiel gesetzt ist. Neben dem Ex-Kieler konkurrieren mit Albert Sambi Lokonga und Fabio Vieira zwei hochdekorierte Last-Minute-Zugänge vom FC Arsenal. Für den Belgier spricht dessen Laufstärke, für Fabio Vieira dessen Schuss mehr Genialität. Zweimal musste der Portugiese in dieser Spielzeit schon Sperren verbüßen, sah bei Union Berlin glatt Rot und in Köln Gelb-Rot. Beide Male war Sambi Lokonga mehr als nur ein Ersatz.
„Wir haben die Situationen mit Fabio aufgearbeitet“
Polzin befindet sich auch bei der Beantwortung dieser Frage in einem Abwägungsprozess, sagt: „Fabio ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Das hat er schon in den Spielen gezeigt und er zeigt es in jedem Training.“ Muss der 25-Jährige für einen festen Platz in der Startelf des Aufsteigers auch sein Temperament zügeln? Zwei Platzverweise in erst fünf Bundesligaeinsätzen sind historisch, der Trainer aber ist um eine sachliche Einordnung bemüht.
„Ich finde, man muss beide Situationen differenziert betrachten“, wirbt Polzin um mildernde Umstände bei der Bewertung. Die Rote Karte bei Union (0:0) war tatsächlich hart, weil Fabio Vieira im Duell mit Leopold Querfeld noch den Fuß zurückgezogen und den Berliner nicht wie von diesem vorgetäuscht am Kopf getroffen hatte; bei der Ampelkarte in Köln (1:4) war er mehrfach mit Referee Daniel Schlager im verbalen Clinch, hatte in der für ihn verhängnisvollen Situation aber lediglich das Zeitspiel des Gegners reklamiert. Dennoch deutet Polzin auch mehr als nur an, dass ein Unterschiedsspieler, der regelmäßig fehlt, kein Unterschiedsspieler mehr ist: „Es ist natürlich ein Thema bei uns, unnötige Karten zu vermeiden. Wir haben die Situationen mit Fabio aufgearbeitet.“ Jetzt muss er entscheiden, ob er ihn in Augsburg auch wieder von Beginn an bringt.
