Beim 3:0-Sieg in Gladbach standen ausnahmsweise nicht Harry Kane, Michael Olise oder Luis Diaz im Blickpunkt. Die Bayern entschieden die Partie dieses Mal vor allem wegen ihrer Einwechselspieler.
Kompanys Wechsel fruchten
Etwas frech könnte man in der Retrospektive die These aufwerfen, der frühe Platzverweis gegen Mönchengladbachs Jens Castrop in der 19. Minute änderte nicht nur das Spiel an sich komplett, es brachte zunächst auch einen Nachteil für die Münchner. Was paradox klingt, erklärt sich in den dann fehlenden Räumen gegen einen kompakt und tief verteidigenden Gegner. Man habe Mönchengladbach mit Geduld müde spielen müssen, klang es hinterher unisono aus Münchner Mündern.
Das mag korrekt sein, doch den entscheidenden Impuls brachten die Wechsel von Trainer Vincent Kompany. Mit Beginn der zweiten Hälfte wurde der Vortrag zielstrebiger, dominanter und am Ende auch erfolgreicher, weil der zunächst geschonte Konrad Laimer sowie Raphael Guerreiro von ihren defensiven Außenpositionen aus besser anschoben als der ausgewechselte Sacha Boey und auch Tom Bischof, der für Leon Goretzka ins Mittelfeld ging, der wiederum Dayot Upamecano in der Innenverteidigung ablöste.
Noch besser wurde es, als Serge Gnabry nach einer knappen Stunde sein Comeback nach zwei Spielen Pause feierte und den glücklosen Nicolas Jackson ersetzte. Mit Gnabry kam mehr Kombinationsfluss ins Bayernspiel, Jackson wirkte dagegen eher wie ein Hemmschuh. Kein Zufall jedenfalls das 1:0 durch Joshua Kimmich, das Laimer über links einleitete und Gnabry vorbereitete.
Karl: Zwei Traumtore in einer Woche
Der Bann war gebrochen, Guerreiro erhöhte nur fünf Minuten später. Der Portugiese rückte von rechts hinten immer wieder auf die Halbspur oder ganz ins Zentrum, tauchte plötzlich frei vor dem Tor auf und vollendete einen Pass von Michael Olise. Gegen arg defensive Gegner bleibt Guerreiro eine gute Option dank seiner fußballerischen Klasse, sein Tempodefizit fällt dann nicht so sehr ins Gewicht.
Als Kevin Stöger beim Elfmeter die große Chance auf neue Spannung in diesem Spiel verpasst hatte, durfte bei den Münchnern auch Lennart Karl noch für eine Viertelstunde plus sieben Minuten Nachspielzeit ran. Drei Tage, nachdem er gegen Brügge zum jüngsten Bayern-Torschützen in der Champions League wurde, legte der 17-Jährige mit seinem ersten Bundesligator nach.
Und wie! Schon vor der Annahme guckte Karl sich den Raum aus, in den er mit Ball hineinstoßen konnte und zog dann nach wenigen Schritten mit links ab, unhaltbar landete der Schuss im linken Eck. Instinkt, Talent, Technik, Erkennen der Situation und Ablauf eine Gabe, schwer erlernbar. An diesem Nachmittag passte es ins Bayern-Bild, dass auch Karl traf, nach Laimer, Gnabry und Guerreiro er als vierter Joker entscheidend Einfluss nahm. Der fünfte tat dies in Person von Josip Stanisic nicht mehr, der Verteidiger feierte jedoch nach über einem Monat Pause wegen einer Knieblessur immerhin seine Rückkehr und ist ab sofort wieder als Alternative verfügbar.

