In der Amtszeit von Sebastian Hoeneß hat Stuttgart die Hälfte seiner Elfmeter verschossen. Das muss ein Ende haben, fordert der VfB-Cheftrainer.
Nur 50 Prozent der Elfmeter verwandelt
Enttäuschend ist noch nett ausgedrückt. Ernüchternd trifft es nicht weniger. Kläglich kommt der Sache sehr nah. In einem Werbeslogan zum Land Baden-Württemberg heißt es: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ Außer Elfmeter wäre den VfB betrachtend wohl noch treffender. Wenn man Letzteres im Zusammenhang mit der schwäbischen Qualität aus der dieser Spielsanktion entsprechenden Torentfernung überhaupt benutzen darf.
„Da müssen wir uns etwas überlegen. Es ist wichtig, eine bessere Quote zu haben.“ (VfB-Trainer Sebastian Hoeneß)
20 Mal lief ein Stuttgarter in der Sebastian-Hoeneß-Ära seit April 2023 an, zehn Mal erfolglos. Scheiternd an sich oder am gegnerischen Torwart. „Da müssen wir uns etwas überlegen“, sagt der Cheftrainer nach dem jüngsten Fehlversuch von Angelo Stiller beim 2:0 gegen den FC St. Pauli. „Das ist ein Thema, das uns begleitet. Es ist wichtig, eine bessere Quote zu haben.“
Leichter gesagt, als getan. Der VfB hat keinen sicheren Elfmeterschützen mehr seit Serhou Guirassy zu Borussia Dortmund gewechselt ist. Der Torjäger aus Guinea traf bei fünf seiner sechs Versuche und blieb nur beim 3:0 in der Relegation gegen den Hamburger SV einmal der Verlierer des Duells Schütze-Torhüter.
Wenn auch nicht so kläglich abliefernd, wie Stiller gegen Pauli, dessen Schuss diese Bezeichnung nicht verdient gehabt hatte. Es war eher eine Art missglückter Rückpass zum bereits Richtung betreffendes Toreck neigenden FC-Keeper Nikola Vasilj. „Er geht sehr früh rüber. Deshalb denke ich, dass er wieder zur anderen Seite geht“, so der deutsche Nationalspieler hinterher. Stiller habe „versucht, ihn auszugucken“. Der Rest, respektive Schuss, respektive Kullerball sei selbst in seinen Augen „bodenlos“ gewesen.
Stiller scheiterte jetzt zum zweiten Mal bei zwei Versuchen
Für den Mittelfeldmann, der sich unter der Woche den Segen von Co-Trainer Malik Fathi und Mitbewerber Ermedin Demirovic geholt hatte, antreten zu dürfen, war es der zweite verschenkte Elfmeter im Erwachsenenbereich. Auch den ersten setzte er in den Sand. Am 2. Oktober 2020 in der 3. Liga für den FC Bayern II. Beim Stand von 2:0 für die Zweitvertretung des Rekordmeisters gegen Dresden scheiterte er in der 40. Minute an Kevin Broll. Am Ende siegte man dennoch 3:0. Diesmal gewann der VfB 2:0. Und Stiller hat erstmal genug vom Schießen vom Punkt. Beim nächsten Mal dürfe Demirovic wieder ran. „Ich wäre auf jeden Fall für ihn. Meine Stimme hat er.“
Der bosnische Nationalspieler, der seinerseits ebenfalls nicht makellos daherkommt und 2024/25 zwei Elfer versemmelt hat, nimmt die Verantwortung gerne an. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass ich den nächsten übernehmen darf“, erklärt Demirovic, dessen Ehrgeiz, Tore zu erzielen, ungebremst ist. Egal, ob aus dem Spiel heraus oder vom Punkt.
Balakov kommt auf 81 Prozent, Kuzmanovic auf 100 Prozent
Mit Blick auf die VfB-Historie sticht Krassimir Balakov aus dem Heer der Stuttgarter Elfmeterschützen heraus. Der bulgarische Weltklassespieler jubelte im Trikot des Pokalsiegers pflichtspielübergreifend 26-mal bei 32 Versuchen. Eine Topquote von über 81 Prozent. Besser, wenn auch bei viel weniger Anläufen war allerdings beispielsweise Zdravko Kuzmanovic, der alle seine acht Elfmeter für den VfB verwandelte. Kein Zufall. Der Serbe hat in seiner gesamten Karriere nie verschossen.