Die 3:50 Tore und null Punkte aus den letzten Gastspielen des HSV in München sind Geschichte, doch allein ein Blick auf die Gegenwart und das 6:0 des FC Bayern bei der Heimpremiere gegen Leipzig genügt, um zu prognostizieren: Es wird am Samstag für den Aufsteiger vor allem auf die Defensive ankommen. Doch ausgerechnet dort gibt es Fragezeichen.
Gegen Bayern sind drei von fünf Defensivpositionen offen
Drei Positionen in der Fünferkette sind vor dem Trip an die Isar fraglich, die Gründe sind unterschiedlich. Klar ist, dass im Tor die neue und alte Nummer 1, Daniel Heuer Fernandes, und nicht die Bayern-Leihgabe Daniel Peretz stehen wird. Bei den Positionen davor sind allein die von Warmed Omari als rechtem Innenverteidiger und die von Miro Muheim als linkem Schienenspieler vergeben.
Lob und Tadel für Gocholeishvili-Ersatz Mikelbrencis
Die Rolle für Muheims Pendant auf der rechten Seite muss definitiv neu besetzt werden. Donezk-Leihgabe Giorgi Gocholeishvili hatte beim Stadt-Derby gegen St. Pauli (0:2) Gelb-Rot gesehen, der naheliegendste Ersatz ist William Mikelbrencis. Der 2022 aus Metz verpflichtete Franzose schaffte in seinem dritten Jahr beim HSV unter Merlin Polzin den Durchbruch, war Stammkraft in der Aufstiegssaison. Aber: Da ließ der Trainer mit einer Viererkette verteidigen. Schon in dieser Zeit und während der Vorbereitung war der 21-Jährige in der Defensive häufig anfällig – deshalb kam Gocholeishvili.
Was macht Polzin am Samstag? Im Test während der Länderspielpause gegen Hannover (1:3) jedenfalls sammelte Mikelbrencis mit einem fahrigen Auftritt keine Argumente für einen Startplatz in München. „Mit seinem Testspiel war ich weniger einverstanden, das habe ich ihm auch so gesagt“, verrät der Coach, erklärt aber auch: „Seine Reaktion darauf war gut.“ Generell urteilt Polzin: „Willi hat in der Vergangenheit durch viele aggressive Zweikämpfe gezeigt, dass er ein unangenehmer Verteidiger sein kann, der zudem sein Offensivspiel mit Power und Energie gestaltet und sehr fleißig ist. Er hat sicherlich gute Chancen, in München aufzutreten.“
Weitere Fragezeichen stehen hinter der Besetzung im Zentrum: Gibt Tottenham-Leihgabe Luka Vuskovic gleich beim Rekordmeister sein Debüt als Abwehr-Chef? Startet der linke Innenverteidiger Jordan Torunarigha nach der Pause in der ersten Hälfte der Länderspielperiode und einer individuellen Einheit am Donnerstag, oder setzt er wegen seiner Achillessehnenprobleme aus?
Neben Torunarigha hat Polzin mit dem erst 20-jährigen Aboubaka Soumahoro noch einen zweiten Linksfuß für die Innenverteidigung. Der Franzose gilt als Top-Talent, hat nach seiner Verpflichtung im Januar und anschließender Sehnenverletzung aber noch kein Pflichtspiel für den HSV bestritten. Das eint ihn mit Vuskovic, der perspektivisch Daniel Elfadli in der Mitte der Dreierkette ersetzen soll – zwei Debütanten im Abwehrzentrum ausgerechnet bei den torhungrigen Bayern aber wären ein großes Risiko. Polzins Alternativ-Möglichkeiten: Er könnte Elfadli in der Mitte belassen, oder, wenn er auf Vuskovic setzt, den Ex-Magdeburger auf die ungewohnte linke Position verschieben.
Des Trainers geäußerte Wertschätzung für Vuskovic ist ein Hinweis, dass der 18-Jährige beginnen könnte. „Natürlich geht es um die Frage, ob es Sinn macht, ihn sofort von Anfang an spielen zu lassen“, deutet Polzin einen Abwägungsprozess an. „Aber Luka hat ein sehr hohes Selbstvertrauen in seiner natürlichen Art, Fußball zu spielen. Er legt Robustheit an den Tag, die uns sicherlich gut tut und ist von seiner Persönlichkeit her ein Anführer.“