Kane und die Fahrkarte im richtigen Spiel

Die Fans im Stadion rieben sich verwundert die Augen: Statt Torhymne und Jubel ging es in der 15. Minute mit Torabstoß weiter. Harry Kane hatte soeben seinen ersten Elfmeter im Trikot des FC Bayern verschossen.

Erster Fehlschuss als Münchner

Ein Elfmeter für den FC Bayern bedeutete in den vergangenen beiden Jahren eine ähnlich große Sicherheit wie sie die englischen Kronjuwelen im Tower haben: Dort vor Diebstahl, in Bayerns Fall ein Tor. Wann immer Harry Kane zum Punkt schritt, konnte der Stadionsprecher seine Ansage vorbereiten, die Teamkollegen innerlich schon mal jubeln.

Ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Tottenham vergab Kane erstmals seit der WM 2022 einen Strafstoß, damals im Viertelfinale Englands gegen Frankreich, was einen möglichen Halbfinal-Einzug kostete. Dieses Mal war es freilich viel weniger schlimm, passierte das Missgeschick im Test gegen die Spurs, traf er davor bereits zum 1:0 und lautete der Endstand 4:0.

„Ich bin froh, dass es in einem Vorbereitungsspiel und nicht in einem normalen Spiel passiert ist“, sagte Kane hinterher, das Spielfeld sei in anderem Zustand als wenige Tage vorher gegen Lyon (2:1) gewesen. „Ich bin ausgerutscht, als Fußballer passieren manchmal Dinge, die man nicht kontrollieren kann.“ Also flog der Ball deutlich über den Kasten – wie übrigens auch in besagtem WM-Spiel, als Kane zum 1:1 per Elfmeter verwandelt hatte, dann aber die große Chance zum 2:2 liegen ließ.

Kane bleibt der Elfmeterschütze

An der Elfmeter-Hierarchie beim FC Bayern dürfte diese Rarität bei Kane keinen Einfluss haben, er wird erneut vom Punkt antreten. Mit Michael Olise und Joshua Kimmich haben die Münchner allerdings auch sichere Ersatzschützen. Die sind normalerweise nicht nötig, im Supercup gegen den VfB Stuttgart in gut einer Woche würde es freilich Elfmeterschießen geben, stünde es nach 90 Minuten unentschieden.

Insgesamt durften Kane und die Bayern mit Spiel und Ergebnis zufrieden sein. „Es war eine sehr dominante Leistung von uns“, fand Kane,  „wir hatten noch keine lange Vorbereitung, es ist schön zu sehen, dass die Basis, die wir letztes Jahr gebaut haben, immer noch da ist. Die Intensität war sehr gut und hat sich auch durch die Auswechslungen nicht geändert, es war also alles sehr gut für uns.“

Selbstkritisch merkte er lediglich an, dass er ein oder zwei Tore mehr hätte schießen müssen. Die nächste Gelegenheit bekommt Kane am kommenden Dienstag im letzten Testspiel bei Grashopper Zürich (18 Uhr). Vier Tage später geht es beim VfB Stuttgart um den ersten Titel der Saison. Würde Kane dann erneut verschießen, wäre das schlimmer als an diesem ungewöhnlichen Donnerstagabend. Wenn schon eine Fahrkarte, dann in einem solchen Spiel.

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