Beim 2:0-Sieg in der WM-Quali in Albanien debütierte Jarell Quansah in Englands Nationalteam. Für Bayer 04 nicht nur ein Image-Gewinn. Für den Leverkusener Verteidiger geht es nun um den nächsten Schritt.
Bayers erster Three-Lions-Debütant
Es war seine Premiere. Am Sonntagabend beim 2:0-Sieg Englands in Albanien gab Jarell Quansah sein Debüt im Trikot der Three Lions. Nationaltrainer Thomas Tuchel hatte den 22-jährigen Bayer-Profi in seine Startformation für das WM-Qualifikationsspiel berufen, in der Leverkusener Sommer-Einkauf als rechter Verteidiger in der Viererabwehrkette fungierte und die komplette Partie absolvierte.
Quansahs Einstand im Tuchel-Team war aber nicht nur aus des Spielers Sicht das erste Mal. Auch für Bayer stellt Quansahs Aufstieg zum A-Nationalspieler eine Neuheit dar. Der Verteidiger ist Leverkusens erster neuer englischer Nationalspieler der Geschichte.
Bislang war noch keinem Profi, der zu diesem Zeitpunkt bei Bayer 04 unter Vertrag stand, der Sprung ins englische Nationalteam gelungen. Vor Quansah hatten dies in der Historie des deutschen Oberhauses insgesamt nur drei Profis während ihrer Zeit in Deutschlands höchster Spielklasse geschafft: So stiegen einzig Jude Bellingham und Jadon Sancho (beide beim BVB) sowie Owen Hargreaves (beim FC Bayern München) als Bundesliga-Akteure zu den Three Lions auf.
Durch Debüt: Bayer gewinnt an Image, Quansah an Marktwert
Für Bayer 04 bedeutet Quansahs Debüt so zum einen einen Image-Gewinn. Jetzt kann man bei künftigen potenziellen Zugängen aus der Premier League darauf verweisen, welch guter Ort für die Weiterentwicklung Leverkusen für einen jungen Profi darstellen kann. Zum anderen dürfte Quansahs Status als nun A-Nationalspieler den Marktwert des Spielers nach oben treiben, für den Bayer im Sommer eine Ablöse von 35 Millionen Euro zahlte, die durch Boni bis auf 40 Millionen Euro ansteigen kann.
Für die englischen Top-Klubs gewinnt Quansah (Vertrag bei Bayer bis 2030) als A-Nationalspieler Englands zusätzlich an Attraktivität. Nicht umsonst sicherte sich der FC Liverpool beim Verkauf eine Rückhol-Option über 70 Millionen Euro Ablöse plus Boni, die ab 2027 greift. Doch damit ein Klub eine solche Summe zahlt, muss Quansah sich noch weiterentwickeln.
Quansah muss an der Konstanz arbeiten, die schon Slot forderte
Nach 14 Einsätzen für Englands U-21-Nationalmannschaft, mit der Quansah im Sommer den Europameister-Titel gewann, waren die 90 Minuten von Tirana jedenfalls der nächste Schritt. Um nicht nur wie am Sonntag in einer bedeutungslosen Partie (England war bereits für die WM qualifiziert) für die Three Lions spielen zu dürfen, wird der als Innen- und Außenverteidiger einsetzbare Profi noch mehr Beständigkeit in sein Spiel bringen müssen.
Eine höhere Konstanz zu erlangen, hatte schon vergangene Saison Liverpools Trainer Arne Slot als Quansahs nächsten Entwicklungsschritt genannt. In Leverkusen ist der Profi, der bei den Reds kein Stammspieler war, zwar zum Dauerbrenner aufgestiegen, kann sich aber noch deutlich stabiler in seiner Form präsentieren.
Von 2,0 bis 5,5: Quansah deckt zu oft die ganze Bandbreite ab
In der Bundesliga stehen für ihn bei acht bewerteten Einsätzen neben einer 2,5 und zweimal der 3,0 fünf Noten zu Buche, die 4,0 oder schlechter lauten. Darunter je eine 4,5, eine 5,0 und eine 5,5. Sein kicker-Notenschnitt in der Liga ist mit 3,94 durchaus verbesserungswürdig.
Auch in der Königsklasse, in der seine Durchschnittsnote mit 3,33 solide ausfällt, deckt Quansah mit einer 2,0, einer 3,5 und einer 4,5 fast die komplette Bandbreite ab. Seine Leistungsschwankungen – für einen jungen Profi grundsätzlich nicht ungewöhnlich – sind noch zu groß, um bereits ein Top-Spieler zu sein.
Sein Potenzial aufgrund seiner Schnelligkeit, seiner aggressiven Verteidigungsarbeit und seines Aufbauspiels ist offensichtlich. Gelingt es Quansah, dieses regelmäßig komplett abzurufen, ist für ihn weit mehr möglich – sowohl im Klub als auch im Nationalteam.

