Die Zuschauer beim Supercup bewiesen Sachverstand und feines Gespür, indem sie Manuel Neuer nach Bayerns 2:1-Sieg zum Spieler des Abends wählten. Der Torwart bewies zum Start Top-Form.
Auf den Bayern-Keeper ist Verlass
Vier von fünf Schüssen auf sein Tor wehrte der 39-Jährige ab, er spielte starke Diagonalpässe auf die rechte Seite zu Serge Gnabry und Konrad Laimer und „strahlte eine unglaubliche Souveränität aus“, wie Sportdirektor Christoph Freund hinterher feststellte. Manuel Neuer mag beim Gewinn seines siebten Supercups nicht permanent gefordert worden sein. Aber wenn doch, dann war er zur Stelle.
„Ich denke, dass ich den Schwung aus der Klub-WM mitnehmen konnte und gut drauf bin“, gab der 39-Jährige hinterher zu Protokoll. Neuer hat sehr wohl auch schwierige Zeiten hinter sich, vor allem der offene Beinbruch im Dezember 2022 gefährdete seine Karriere. Zu merken ist davon nichts mehr, er wirkt fit, stabil und in Top-Form.
„Auch heute hat man gesehen, dass er außergewöhnlich ist. Seine Reaktionen sind auch nicht schlechter geworden“, lobte Freund den Kapitän eine halbe Stunde nach der Siegerehrung. Er und die anderen Verantwortlichen wissen: Mit Neuer in dieser Form im Tor ist der Kader um eine Baustelle ärmer, und von denen gibt es aufgrund von Verletzungen und (noch) nicht zustande gekommenen Transfers einige.
Die Fragen nach der Zukunft kommen bald
Neuer kann dabei sogar die Frage nach den Einsätzen für Stellvertreter Jonas Urbig entspannt beantworten. Der 22-Jährige soll schließlich Spielzeit bekommen. „Das wird mit dem Trainerteam abgesprochen, er wird seine Spiele bekommen. Auf jeden Fall gegen Wehen Wiesbaden, dann schauen wir weiter“, sagte er verschmitzt. In der ersten Pokalrunde gegen den Drittligisten fehlt Neuer wegen einer Rotsperre, bei einem Weiterkommen auch in der Folgenden.
Sowohl Neuer als auch der FC Bayern dürften entspannt damit umgehen, was die Zukunft bringt. Ende März nächsten Jahres wird Neuer zwar 40 Jahre alt, sein Vertrag läuft nach der Saison aus. Es bleibt viel Zeit für Gespräche, ob und wie es weitergeht. Kommen werden die Fragen von außen viel früher. Neuer wiederum könnte sich die Frage stellen, warum er aufhören soll, wenn er Top-Leistungen abliefern kann.
Rekordnationalspieler Lothar Matthäus wettet im großen kicker-Interview nicht darauf, dass es Neuers letzte Saison als Profi wird. Er würde ihn sogar bei der WM im Tor sehen, sollte Marc-André ter Stegen nicht fit werden. So weit ist es lange nicht, die Saison gerade mal einen Supercup alt. Aber gezeigt, dass er nach wie vor die Benchmark für alle deutschen Torhüter ist, hat Neuer es allen schon mal. Das Alter lässt er vergessen, frei nach Ernest Hemingway könnte seine Story während und nach dieser Saison lauten: Der alte Mann und das Mehr.
