Von der Hauptstadt in den beschaulichen Breisgau ging es für Derry Scherhant, von Hertha BSC zum SC Freiburg. Da er es nicht in den EM-Kader der deutschen U 21 geschafft hat, war er gleich zum Trainingsstart dabei.
Stürmer kam mit Respekt nach Freiburg
Im ersten Freiburger Vorbereitungsspiel am Freitagabend in Oberschopfheim gegen den Drittliga-Absteiger SV Sandhausen (2:1) sah SC-Trainer Julian Schuster noch viel Luft nach oben, war aber vor allem mit der Anfangsphase zufrieden. Und in der machte auch gleich Derry Scherhant auf sich aufmerksam. „Er hatte eine gute Eins-gegen-eins-Situation und einen Abschluss vor dem Tor“, freute sich Schuster. Vor dem 1:0 hatte der 22-Jährige geschossen, Lucas Höler staubte ab.
Bei der U 21 holte Scherhant Freiburger Expertise ein
Scherhant war einer von drei Sommer-Neuzugängen, die im ersten Test zum Einsatz kamen. Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn er es in den endgültigen EM-Kader der deutschen U 21 geschafft hätte, dann hätte er jetzt noch frei. Da er nur in der Vorbereitung beim Team von Antonio Di Salvo dabei war, stieg er in Freiburg bereits am vergangenen Sonntag ins Training ein. „Klar war es mein Ziel, bei der EM dabei zu sein, und ich war auch enttäuscht, aber so konnte ich mich besser vorbereiten auf die Zeit, die hier vor mir liegt“, sagte der Offensivspieler, der von Hertha BSC zum Sport-Club kam. „Ich war sehr glücklich über die Zeit im Trainingslager und hatte eine gute Zeit mit den Jungs. Ich habe ihnen natürlich gewünscht, dass sie die EM holen. Ich bin trotzdem sehr stolz auf sie, sie haben ein super Turnier abgeliefert.“
Davor konnte er sich bei der U 21 mit Noah Atubolu, Merlin Röhl und Max Rosenfelder über den Sport-Club austauschen. „Sie haben mir gesagt, dass es nicht vergleichbar ist mit Berlin vom Drumherum, aber dass hier im Verein alle mega korrekt sind, und den Eindruck habe ich auch“, berichtete Scherhant. Besonders beeindruckt hat ihn, dass sich Kapitän Christian Günter schon im Vorfeld bei ihm gemeldet, ihn willkommen geheißen und Hilfe angeboten hat. „Das ist nicht selbstverständlich, das weiß ich zu schätzen und das will ich einfach zurückgeben, dieses gute Gefühl.“
„Bei ihm ist die intrinsische Motivation sehr, sehr hoch.“ (Julian Schuster über Derry Scherhant)
Das hatten die SC-Verantwortlichen auch bei den Gesprächen mit dem gebürtigen Berliner. „Er ist ein super spannender Junge mit noch in sich schlummerndem Potenzial“, sagte SC-Sportvorstand Jochen Saier. „Er kriegt die Zeit, die er braucht, aber bringt auch schon einiges mit. Er hat gute Spiele gemacht bei Hertha.“ Er sei zudem ein „geradlinigerer Spieler“ im Vergleich zu anderen beim SC auf seiner Position. „Er hat wirklich ein gutes Tempo, gute Dribblings, sucht gerne den Abschluss und kann auch die Intensität gehen, die für unser Spiel wichtig ist“, fügte Schuster hinzu. „Bei ihm ist die intrinsische Motivation sehr, sehr hoch. Genau solche Spieler möchte ich haben, die von Haus aus viel mitbringen, arbeiten wollen, besser werden wollen.“
Scherhant zollt Positionskonkurrent Grifo Respekt
Eine Lieblingsposition wollte Scherhant nicht nennen, auch wenn er in der Vorsaison bei Hertha seine besten Spiele auf Linksaußen gemacht hat, wie er findet, „aber ich bin variabel, ich kann offensiv auf mehreren Positionen spielen – und der Trainer soll einfach sagen, wo er mich sieht“. Und egal, wo es dann sein wird, will er „so viele Tore schießen wie möglich, so viele Vorlagen geben wie möglich und so viel Spielzeit sammeln, wie es geht“. Er hat aber auch Respekt vor dem neuen Team: „Ich komme aus der 2. Liga und spiele jetzt in einer Mannschaft, die sich für die Europa League qualifiziert hat letztes Jahr, das ist noch mal ein anderes Level.“
Auch seinen direkten Konkurrenten Vincenzo Grifo schätzt er sehr. Der sei zwar ein anderer Spielertyp, aber: „Von ihm kann ich mir viel abschauen. Er hat mehrere Saisons bewiesen, dass er ein großartiger Spieler ist, der auch viel für den Verein geleistet hat“, lobte der 22-Jährige den zehn Jahre älteren Vize-Kapitän des SC. Beim ersten Test gegen Sandhausen spielte Scherhant in der ersten Hälfte auf Linksaußen, Grifo in der zweiten.