Die Verpflichtung von Elye Wahi als Nachfolger von Omar Marmoush weckte große Erwartungen – die bisher komplett enttäuscht wurden. Auch Trainer Dino Toppmöller wird aus den dünnen Leistungen des Franzosen nicht so recht schlau.
Schwacher Wahi gibt Rätsel auf
Vor dem Rückspiel im Europa-League-Achtelfinale gegen Ajax Amsterdam brachte Trainer Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz zwischen den Zeilen zum Ausdruck, dass der am 24. Januar aus Marseille verpflichtete Elye Wahi die Basics besser beherzigen muss. Der Angreifer zeigte bislang nicht, weshalb die Eintracht für ihn so viel Geld ausgegeben hat. Allein die Sockelablöse beläuft sich auf 20 Millionen Euro – ein Vereinsrekord. Über Boni kann die Ablöse auf bis zu 25 Millionen Euro anwachsen. Trotz aller Transfererlöse ist das für einen Klub wie Eintracht Frankfurt irrsinnig viel Geld.
„Ich bin nicht bei 100 Prozent“
Wahi laborierte im Januar noch an einer leichten Oberschenkelverletzung und hatte zuvor in Marseille nicht viel gespielt. Deshalb war abzusehen, dass er nicht auf Knopfdruck einen Raketenstart hinlegen würde. Doch nun läuft die Schonfrist langsam ab, von Wahi muss in der jetzt beginnenden Crunchtime deutlich mehr kommen. Schließlich wurde er nicht als Perspektivspieler geholt, er sollte und soll dem Team bereits in der Rückrunde entscheidend weiterhelfen.
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„Ich bin nicht bei 100 Prozent. Es wird ein wenig dauern, bis ich wieder auf mein Niveau komme. Dennoch vertrauen mir alle, also kann es nur gut werden“, sagte Wahi dieser Tage in einem Interview mit der „L’Equipe“. Er wünscht sich Geduld. „Ich bin jung, auch wenn ich das eines Tages nicht mehr sagen kann (lacht), aber ich muss in einem Klub sein, in dem mir alle vertrauen und in dem ich mich gut fühle. Ich muss mir Zeit nehmen, um mich weiterzuentwickeln.“
So gesehen könnte die Eintracht für ihn der perfekte Klub sein. Auch Hugo Ekitiké benötigte in der vergangenen Rückrunde einige Zeit, um in Form zu kommen. Seither verzückt er in vielen Spielen die Fans. Mitte Februar sagte Toppmöller über Wahi: „Er hat ein sehr gutes Gespür für die torgefährlichen Räume und einen sehr guten Abschluss. Wir können uns auf einen richtig guten Spieler freuen.“
„Intensität, Power, Zweikämpfe“
Doch Wahi wirkt noch immer wie ein Fremdkörper, wenn er auf dem Platz steht. Toppmöller schlägt nun einen etwas anderen Ton an. „Ich war selbst Stürmer und oft in der Situation, dass die Minuten gezählt wurden, wenn ich nicht getroffen habe. Dann geht es einfach darum, dass du über andere Komponenten ins Spiel findest“, erklärt der 44-Jährige. Wahi müsse sich über „Intensität, Power, Zweikämpfe und Körperkontakte“ Selbstvertrauen holen und den Zugang zum Spiel zu finden. Das sind die Basics, die man im Spitzenfußball eigentlich als Selbstverständlichkeit voraussetzen muss.
Toppmöller vermag nicht zu prognostizieren, wann Wahi zündet. „Das ist die Eine-Million-Euro-Frage bei Wer wird Millionär“, sagt der Coach mit einem Schmunzeln. „Ich glaube schon, dass er vielleicht nicht ganz so frei aufspielt, wie wir uns das alle erhoffen.“ Er kündigt ein Gespräch an, in dem er ausloten will, welche Gründe der Spieler für seine Probleme sieht. „Es ist offensichtlich, dass er bis jetzt nicht die Leistung zeigen konnte, die wir uns alle vorgestellt haben. Natürlich bekommt er von uns allen die Unterstützung, die er braucht“, sagt Toppmöller, betont aber: „Am Ende muss er die entscheidenden Schritte auf dem Platz gehen.“
Batshuayi ein „unfassbar guter Junge“
Erfreulicher stellt sich die Situation bei Michy Batshuayi dar, der gegen Union Berlin sein erstes Tor für die Eintracht erzielte. „Michy hat im Training eine gute Form und ist auch als Typ ein unfassbar guter Junge. Er hat nullkommanull Allüren, obwohl er schon bei sehr vielen großen Vereinen gespielt hat. Mit Chelsea hat er die Premier League und den FA-Cup gewonnen, er war auch bei mehreren Weltmeisterschaften dabei“, schwärmt der Trainer. „Er fügt sich hier nahtlos in dieses Gebilde ein. Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben. Er ist auf einem guten Weg, um uns zu helfen.“
Zuversichtlich ist Toppmöller auch bei Ekitiké, dem gegen Union Berlin als Joker nichts gelungen war. Der negative Höhepunkt war der verschossene Elfmeter kurz vor Schluss. „Das hat sich für ihn wahrscheinlich noch schlimmer angefühlt, als für jeden anderen von uns“, ahnt der Trainer. Die Reaktion des Franzosen gefällt ihm: „Er hat heute ein richtig starkes Abschlusstraining gehabt, mit einer tollen Bereitschaft.“
Im Hinspiel bei Ajax habe Ekitiké ein „unfassbar gutes Spiel gemacht“, meint Toppmöller, „da hat er brutal für die Mannschaft gearbeitet, die Bälle festgemacht und ist den Gegner angelaufen“. In dieser Hinsicht registriert er bei Ekitiké einen Schritt nach vorne. Im Liga-Alltag sollte er diese Intensität allerdings noch häufiger zeigen. Ein Auftritt wie gegen Union muss die Ausnahme bleiben. Auf die große Bühne gegen Ajax folgt am Sonntag das Knochenspiel in Bochum.