Bellinghams vergessene Vorgänger: Als der BVB zuletzt zwei Brüder holte

Auf Jude folgt Jobe. Vor den Bellinghams hatte Borussia Dortmund zuletzt über 20 Jahre lang keinen Bruder eines aktuellen oder ehemaligen Spielers unter Vertrag. In der Saison 2003/04 standen aber gleich zwei Brüderpaare im Kader.

Überschaubarer Erfolg 2003/04

Zwei Jahre nach dem Abschied von Jude hat Dortmund wieder einen Bellingham: Der 19 Jahre alte Jobe soll beim BVB in die großen Fußstapfen seines Bruders treten. Den Bruder eines Spielers verpflichten, der voll eingeschlagen hat – das gab es in Dortmund bereits Anfang der 2000er. Damals mit überschaubarem Erfolg.

An Dede erinnert sich rund um den Borsigplatz und weit darüber hinaus wohl jeder: 13 Jahre lang spielte der Brasilianer beim BVB, wurde in Schwarz-Gelb zweimal Deutscher Meister, uneingeschränkter Publikumsliebling und Vereinslegende – so weit, so bekannt. Fast schon vergessen hingegen die Episode, dass Dede in Dortmund kurzzeitig auch mit seinem Bruder zusammenspielte: Leandro de Deus Santos, kurz Leandro, wechselte 2001 auf Leihbasis von Atletico Mineiro nach Dortmund. Ebenfalls ein Linksverteidiger wie sein ein Jahr jüngerer Bruder, dem er zumindest in der Kategorie „Gewinnendes Lachen“ in nichts nachstand.

Leandro und Dede wohnten während der dreijährigen Leihe zusammen, auf dem Platz sahen sie sich hingegen eher selten. Leandro kam hauptsächlich in der zweiten Mannschaft des BVB zum Einsatz, absolvierte in der Bundesliga in drei Jahren auf nur zwölf Spiele, die meisten davon Kurzeinsätze. Und wenn Leandro spielen durfte, dann meistens nur, weil sein für die gleiche Position verantwortlicher Bruder ausfiel.

Immerhin drei Bundesliga-Spiele bestritten die beiden Brüder zusammen. „Das war, als hätte ich einen Pokal gewonnen“, sagte Dede später in einem Spiegel-Interview. Die Wohngemeinschaft sei „ein Stück Heimat“ gewesen – zumal neben Leandro dort auch noch Dedes kleinerer Bruder Caca eine Zeit lang lebte. „Er hat, wie ich finde, mehr Talent als Leandro oder ich“, fand Dede damals. Die große Karriere wurde aber nicht daraus. In Deutschland kam Caca nicht über 15 Zweitligaspiele für den MSV Duisburg hinaus.

2004 ging es auch für Leandro wieder zurück nach Brasilien. Ihre letzte gemeinsame Saison verbrachten er und Dede im BVB-Kader übrigens nicht als einziges Brüderpaar. Der überschaubare Erfolg von Leandros Leihe hatte die BVB-Verantwortlichen nicht davon abgehalten, nochmal den Bruder eines Leistungsträgers zu verpflichten. Und so kam im Sommer 2003 aus Münster Malte Metzelder, der kleine Bruder von BVB-Verteidiger Christoph, zu diesem Zeitpunkt eines der größten deutschen Abwehr-Talente und Nationalspieler.

Gemeinsam auf dem Platz standen die beiden Brüder in der Bundesliga aber nie. Malte machte seine einzigen neun Spiele in der Hinrunde 2003/04, als Christoph wegen einer Achillessehnen-Operation verletzt ausfiel. Seine einzige Torbeteiligung im deutschen Oberhaus verbuchte er Anfang Dezember mit einer Vorlage beim 1:1 gegen Hertha BSC. Torschütze damals: Leandro.

Somit sind Leandro und Dede bis heute das letzte Brüderpaar, das zusammen für den BVB in der Bundesliga spielte – und historisch das zweite nach Dieter und Hans-Jürgen Kurrat, die in der Bundesliga-Premierensaison 1963/64 in einem Spiel zusammen zum Einsatz kamen. Zumindest BVB-Fans hätten wohl nichts dagegen, wenn sich an diesem Alleinstellungsmerkmal durch die Bellinghams noch etwas ändern sollte. Im ersten Schritt sollte aber schon die deutlich weniger kühne Vorstellung genügen, dass Jobes Zeit erfolgreicher verläuft als die von Leandro und Malte Matzelder. Besonders hoch hängt die Latte nicht.

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