Für den FC Bayern ist die Klub-WM vorbei – die Gedanken waren nach der Niederlage gegen PSG aber vor allem beim schwer verletzten Jamal Musiala.
Auch Müller und Eberl bestürzt
Es lief die Nachspielzeit der ersten Hälfte. Michael Olise nahm wieder mal Tempo über rechts auf und steckte in den Strafraum durch. Weil aber Sacha Boey verharrte, anstatt durchzulaufen, ging Jamal Musiala nach. PSG-Verteidiger Willian Pacho schirmte den Ball, der Richtung Toraus trudelte, ab, Gianluigi Donnarumma stürzte aus seinem Tor und warf sich auf die Kugel. Dabei erwischte er allerdings auch den Münchner, der sich schwer am linken Bein nahe des Knöchels verletzte.
Die Partie wurde sofort unterbrochen, der PSG-Keeper sank erschrocken in sich zusammen und vergrub danach sein Gesicht in seinem Trikot. Während Bestürzung bei allen Spielern vorherrschte und Musiala behandelt wurde, pfiff Schiedsrichter Anthony Taylor zur Pause.
Ausgerechnet Musiala, der nach seinem im April erlittenen Muskelbündelriss gerade erst wieder sein Startelf-Debüt gefeiert hatte.
Machtloser Kompany
Vincent Kompany gab nach der Partie einen Einblick in sein Inneres: „Es war hart. Ich war selten so wütend in der Halbzeitpause.“ Allerdings richtete sich die Wut nicht gegen seine Spieler, wie der Belgier betonte: „Es gibt viele Dinge im Leben, die wichtig sind, viel wichtiger, aber für diese Jungs ist es ihr Leben. Jemand wie Jamal lebt dafür, und er ist von einem Rückschlag zurückgekommen und dann passiert es so, wie es passiert. Man fühlt sich machtlos.“
Ein ähnliches Gefühl beschrieb auch Thomas Müller, für den es der letzte Auftritt im Bayern-Trikot war, bei DAZN: „Du versuchst dann, die Gedanken auf das Spiel zu lenken, hast dann aber in der Halbzeit die Momente, wo du dir schwertust, stabil bei der Sache zu bleiben. Es ist ja nicht nur so, dass wir wie Roboter nebeneinander leben, sondern wir haben auch persönliche Beziehungen.“ Gerade Musiala habe „in den letzten Monaten einen harten Leidensweg hinter sich“, fühlte der 35-Jährige mit seinem 13 Jahre jüngeren Teamkollegen mit.
Eberl über Donnarumma: „Kein Vorwurf, aber das Risiko geht er ein“
Trotzdem schafften es die Münchner nach Wiederbeginn zunächst, den Schock abzuschütteln. „Die Idee für die Gruppe und für uns ist immer, daraus Kraft zu schöpfen“, verriet Kompany. Auch wenn Manuel Neuer gegen Bradley Barcola retten musste, suchte der FCB den Weg nach vorne und erarbeitete sich ein paar kleinere Chancen. In der Schlussphase häuften sich aber die Fehler, von denen Desire Doué einen nutzte, ehe Joker Ousmane Dembelé in doppelter Unterzahl den Knockout besorgte.
„Das, was mein Blut im Moment noch zum Kochen bringt, ist nicht das Ergebnis“, schloss Kompany, „sondern die Tatsache, dass es jemandem passiert ist, der so viel Spaß am Spiel hat und für uns immer wichtig ist.“ Wie lange der FC Bayern auf Musiala verzichten muss, konnte Kompany noch nicht sagen – nur: „Es sah nicht gut aus.“
Auch Sportvorstand Max Eberl zeigte sich ob Musialas Verletzung bestürzt, gab aber auch ein Versprechen ab: „Wir lieben ihn für seine Spielfreude, jetzt so ein Nackenschlag – das ist für ihn extrem schwierig, aber wir sind für ihn da als Familie.“ Donnarumma unterstellte Eberl „nullkommanull Absicht, aber er hat keine Rücksicht genommen. Wenn ich mit 100 Kilo und im Sprint auf den Unterschenkel draufspringe … Kein Vorwurf, aber das Risiko geht er ein, in einer Intensität.“