Wolfsburgs Vorahnung bei Neestrup – und der Weg zu Simonis

Der VfL Wolfsburg steht unmittelbar vor der Verpflichtung eines neuen Cheftrainers. Der Niederländer Paul Simonis soll den Klub als Nachfolger von Ralph Hasenhüttl wieder nach oben führen.

Kuriose Geschichte vom Pokalfinale

Die Vorahnung war schon Ende der vergangenen Woche aus dem Wolfsburger Lager deutlich vernehmbar. Lässt der FC Kopenhagen seinen Trainer Jacob Neestrup überhaupt ziehen? Das fragte der kicker am vergangenen Freitag. Der VfL hat in Person von Geschäftsführer Peter Christiansen, der im Sommer aus der dänischen Metropole kam, beste Drähte zum dänischen Rekordmeister, der am Montagabend offiziell machte, was Christiansen zu diesem Zeitpunkt längst wusste: Das Nein zu Neestrup, der FCK lässt seinen Erfolgstrainer, der einst von „PC“ inthronisiert worden war und der zweimal das dänische Double gewann, weder nach Wolfsburg noch zu RB Leipzig ziehen.

Die Verträge sind vorbereitet

Zu diesem Zeitpunkt war der VfL nach kicker-Informationen schon abgerückt von seinem stringent verfolgten Neestrup-Plan. Der Niederländer Paul Simonis hatte sich bei der mehrwöchigen Trainersuche nicht nur zu ernsthaften Alternative zum vermeintlichen Wunschtrainer entwickelt, sondern wurde angesichts der Entwicklungen rund um Neestrup das neue angestrebte Ziel. Das nun realisiert werden soll. Die Verträge sind nach kicker-Informationen vorbereitet, Simonis soll den VfL nach den Plätzen zwölf und elf in den vergangenen beiden Spielzeiten wieder nach oben führen.

Mit seiner Präsentation hatte der 40-Jährige schon kurz nach der Entlassung Hasenhüttls beim Vorort-Termin in Wolfsburg für Begeisterung gesorgt, seither wurde er als Mister X neben Neestrup und St. Paulis Alexander Blessin auf der Topkandidaten-Liste geführt, auch mit Danny Röhl (Sheffield Wednesday) hatte es einen intensiven und positiven Austausch gegeben.

Simonis aber sorgte für einen breiten Konsens, erfüllt das gesuchte Profil „jung und aufstrebend“ und demonstrierte in Deventer, dass er eine Mannschaft fußballerisch rasch entwickeln kann. Ein Team, das beides beherrscht, was sich Boss Christiansen in Wolfsburg wünscht: blitzartiges Umschalten nach erzwungenen Ballgewinnen und Dominanz im Ballbesitz.

So tauchte Simonis auf einigen Kandidatenlisten auf

Im Sommer hatte der langjährige Co-Trainer von Ex-Schalke-Coach Kees van Wonderen (erst in Deventer, dann in Heerenveen) die Go Ahead Eagles übernommen und sie in seinem ersten Jahr nicht nur mit einem attraktiven Spielstil auf Platz 7 der Eredivisie, sondern erstmals in der Vereinsgeschichte auch noch sensationell zum Pokalsieg geführt. Die Krönung war der Finalerfolg im Elfmeterschießen (4:2 gegen Alkmaar), im Halbfinale hatten die Eagles bei der PSV Eindhoven mit 2:1 gewonnen. Und der Name Simonis tauchte zunehmend auf den Kandidatenlisten anderer Klubs auf.

Ajax Amsterdam soll sich mit dem 40-Jährigen beschäftigt haben, auch West Bromwich Albion aus England. Und Wolfsburg, wo aus der Idee des Kennenlernens dieses Fußballlehrers – der keine Profilaufbahn vorzuweisen hat, sondern schon mit 20 Jahren als Jugendcoach bei Sparta Rotterdam seine Trainerkarriere startete – der Wunsch wurde, es mit diesem Newcomer zu versuchen.

Für den VfL wäre dies Chance und Risiko zugleich. Mit großen Trainernamen auf der Bank – Mark van Bommel, Niko Kovac oder Ralph Hasenhüttl – gelang zuletzt nicht mehr die Rückkehr zum Erfolg, der letzte große Wurf gelang auch mit einem No-Name auf der Bank. Ein gewisser Oliver Glasner kam 2019 vom Linzer ASK aus Österreich, 2021 führte er den VfL in die Champions League.

Beim Pokalfinale musste Simonis seinen Ausweis vorzeigen

Nun soll Simonis übernehmen. Dass der selbst in den Niederlanden noch nicht jedermann bekannt war, belegt eine Episode vom Pokalendspiel im De Kuip in Rotterdam. Ein Sicherheitsmann verwehrte dem Chefcoach zunächst den Eintritt ins Stadion. „Er hat mich nicht erkannt und wollte meinen Ausweis sehen“, berichtete Simonis später im Fernsehinterview. „Ich musste ihm erklären, wer ich bin.“ So langsam kennt man ihn, diesen jungen Erfolgstrainer. Und läuft jetzt alles wie geplant – Simonis verfügt über eine Ausstiegsklausel – wird er der neue VfL-Coach.

Deutsch, so heißt es, spreche er nur wenig bis gar nicht, dies wolle er aber mit einem Crashkurs rasch korrigieren. Am 7. Juli startet Wolfsburg mit Leistungstest in die Vorbereitung, am 9. Juli steht die erste öffentliche Einheit auf dem Programm – voraussichtlich mit Paul Simonis auf dem Trainingsplatz.

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